„Wir haben alle ein gemeinsames Interesse: Wer sich gesund ernähren will, der muss einen gesunden Planeten haben. Und das kann zum Beispiel mit Agrarökologie gelingen.“
Mariam Sow -
Geschäftsführerin Enda Pronat

Große Agrarkonzerne haben eine der stärksten Lobbies weltweit. Für sie ist vor allem der Profit wichtig, den sie mit dem Verkauf von Saatgut, künstlichen Düngemitteln und Pestiziden machen. Das Problem dabei: Neben hohen Risiken für ihre Gesundheit und die Bodenfruchtbarkeit, müssen sich ihre Kund*innen die Produkte immer wieder neu kaufen. Für jede Anbausaison brauchen Bäuerinnen und Bauern neues Saatgut. Künstlicher Dünger und Pestizide laugen die Böden weiter aus – was dazu führt, dass immer mehr künstliche Düngemittel benötigt werden. Die großen Agrarkonzerne erreichen in diesem System ihr Ziel also gut: Je mehr Saatgut, künstliche Düngemittel und Pestizide verbraucht wird, desto größer ist ihr Profit.
Das Nachsehen haben kleinbäuerliche Familien und Gemeinschaften: Sie geraten in große Abhängigkeit von den Produkten der großen Agrarkonzerne und sind Preisschwankungen oft schutzlos ausgeliefert. Wenn sie sich Saatgut und Düngemittel nicht mehr leisten können, ist ihre Lebensgrundlage akut bedroht. Dieser agrarwirtschaftliche Ansatz ist deshalb im Kern ungerecht: Einige wenige Agrarkonzerne machen Profit, indem sie Millionen von Kleinbäuer*innen weltweit in die Abhängigkeit stürzen. Ihr Geschäftsmodell ist klar: Sie sind nicht den Menschen und nicht den Bäuer*innen verpflichtet, sondern ihren Aktionären und Anteilseignern.
Der Weltfriedensdienst hält diesen agrarwirtschaftlichen Ansatz nicht für zukunftsfähig. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen weltweit und unseren Unterstützer*innen machen wir uns stark für eine nachhaltige Landwirtschaft. Wir setzen dabei auf agrarökologische Ansätze. Denn wenn wir die Ernährung langfristig sichern wollen, braucht es andere Ansätze und starke und engagierte Akteure. So wie unsere Partnerorganisation Enda Pronat aus dem Senegal.
Mariam Sow zusammen mit unserer Programmkoordinatorin Simone Ramones und unserer Fachkraft Jörg John. ©WFD
Um eine agrarökologische Wende voranzutreiben, müssen sich Akteure vernetzen und mit Entscheidungsträger*innen ins Gespräch kommen. Nur so können wir der starken Lobby der Agrarkonzerne etwas Wirksames entgegensetzen. Im Juni war deshalb die Geschäftsführerin von Enda Pronat, Mariam Sow, zu Besuch in Berlin.
Mariam Sow hat an der Konferenz „partners for change“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit teilgenommen. Die Themen waren vielseitig. Im Kern ging es darum, unsere Ernährung nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen – sei es gegen Pandemien wie die Covid-Pandemie oder gegen die Auswirkungen von Kriegen wie dem Ukrainekrieg.
An der Konferenz nahmen internationale Delegationen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft aus Deutschland, afrikanischen Ländern und Indien teil, sowie die Bundesregierung. Auf der Konferenz wurde deutlich, dass der Wunsch nach Veränderung groß ist. „Wir haben alle ein gemeinsames Interesse“, sagt Mariam Sow, „wer sich gesund ernähren will, der muss einen gesunden Planeten haben. Und das kann zum Beispiel mit Agrarökologie gelingen. Die Veränderung muss auf den Feldern beginnen und auf dem Teller enden“.
Wie kann das gelingen? Mariam Sow und ihr Team bei Enda Pronat sind davon überzeugt, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft dabei eine Schlüsselrolle einnehmen kann. Daher liegt ihr Fokus darauf, die Rechte von Kleinbäuer*innen und Familienunternehmen zu stärken. Zum Beispiel bei Auseinandersetzungen mit großen Agrarkonzernen. „Viele multinationale Unternehmen haben eine hohe Verhandlungsmacht bei Regierungen und auf dem Markt und untergraben die Versuche, nachhaltige, lokale und gesunde Ernährungssysteme aufzubauen, meint Mariam Sow. Was Firmen im großen Stil betreiben, nennt sich Landgrabbing, das illegale Aneignen von Agrarflächen.
Gegen diese Praxis geht Enda Pronat mit großem Erfolg vor. Das Team unterstützt Gemeinschaften dabei, ihre Rechte gegen einflussreiche Akteure wie die großen Agrarkonzerne durchzusetzen. Zum Beispiel mit juristischem Know-How: Für die Kleinbäuer*innen ist es extrem wichtig zu wissen, wie sie ihre Landrechte juristisch anerkennen lassen müssen und wie sie sich gegen Landgrabbing wehren können.
Doch Enda Pronat tut noch viel mehr, um strukturelle Abhängigkeiten abzubauen. Durch gemeinschaftliche Planung, Feldschulen und Investitionen in den ländlichen Gemeinden unterstützt unsere Partnerorganisation die Gemeinden ganz konkret. Denn eine agrarökologische Wende wird nur dann funktionieren, wenn die nötige Infrastruktur vorhanden ist, nachdem jahrelang ausschließlich in die Infrastruktur der konventionellen Landwirtschaft investiert wurde.
Gemeinsam mit ihren Bündnispartnern im Senegal hat sich Enda Pronat das Ziel gesetzt, Senegal auf der agrarökologischen Wende zu begleiten. Diese Wende braucht Zeit: Über lange Jahre zerstörte Bodenfruchtbarkeit kann nicht in wenigen Monaten oder Jahren wieder hergestellt werden. Es braucht einen langen Atem und einen wirklichen Übergang.
Enda Pronat hat dies in ihrer Projektregion, zum Beispiel in Dörfern wie Lérabé und Ndiob durch langjähriges Engagement geschafft. Doch es wird noch ein langer Weg, dies in allen Regionen Senegals voranzutreiben.
Für eine agrarökologische Wende ist die Unterstützung aus der Politik im Globalen Norden unabdingbar. Die deutsche Bundesregierung unterstützt Ansätze wie die agrarökologischen Wissenszentren und die Arbeit der DyTAES, ein Bündnis für die agrarökologische Wende im Senegal. In der Konferenz konnte Mariam Sow sehen, dass ein großes Interesse an Agrarökologie seitens der Bundesregierung besteht.
Daher fällt ihr Resümee durchaus positiv aus: „Das Treffen war ein wichtiger Moment des Austauschs zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden. Nun müssen Strategien und konkrete Aktionen folgen und Empfehlungen umgesetzt werden.“
Mariam Sow, ihr Team von Enda Pronat und der Weltfriedensdienst werden sich dafür weiter einsetzen.
Sie haben eine Frage an unsere Kollegin Simone Ramones oder direkt an Mariam Sow? Schreiben Sie mir dazu gerne eine E-Mail an rosenburg@weltfriedensdienst.de
Sie fragen sich, was agrarökologische Landwirtschaft mit Frieden zu tun hat?
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