Myanmars gewaltfreier Widerstand

Unsere Kollegin vor Ort berichtet Ihnen in dieser Ausgabe, wie die Menschen in Myanmar für einen demokratischen, föderalen Staat kämpfen, der die ethnischen Minderheiten einbezieht. Landesweit wehrt sich das Volk mit Massendemonstrationen, Streiks und zivilem Ungehorsam. Ihr Fazit: Der Versuch der schnellen Machtübernahme des Militärs durch einen Staatsstreich ist gescheitert. Lesen Sie den Bericht einer Augenzeugin.

Ökolandbau mildert Folgen des Klimawandels

Ökologische Anbaumethoden sind der Schlüssel für eine lebenswerte Zukunft in der Trockensavanne in Simbabwe. Mit einer cleveren Idee erreicht PORET dafür auch Jugendliche.

Wasser-Workshops für Schüler*innen

In Ihrer Familie gibt es Schulkinder? Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie unser Bildungsteam mit Workshop und Aktionstag frischen Wind in das Klassenzimmer Ihrer Kinder bringt.

Wir stehen für eine gerechtere und friedlichere Welt. Wie Sie uns dabei unterstützen können? Informieren Sie sich im neuen Querbrief: Download hier (PDF, 6 MB)

 

 

 

 

 

18.06.2021

Gepostet in: Aktuelles, Das Friedensmagazin zusammen:wirken

 

Die Corona-Pandemie hat weltweit zu mehr Gewalt gegen Frauen und Kinder geführt. In Bolivien wurde 2020 offiziell an jedem dritten Tag eine Frau und an jedem siebten Tag ein Kind ermordet, meist durch den Partner oder Ex-Partner. Mit einer groß angelegten Medienkampagne tragen unsere Partnerorganisationen zum Ende der Alltagsgewalt gegenüber Frauen und Kindern bei. Dabei klären sie auch über Präventionsmaßnahmen in der Covid-19 Pandemie auf.

 

„Du kannst das besser! Mit Dialog überwinden wir die Pandemie“

Im Lockdown bündelten unsere drei Partnerorganisationen in Bolivien ihre Kräfte in der Medienkampagne „Eres mejor que eso! Con diálogo saldremos de la pandemia”. Diese schärft seit März 2021 den Blick der Öffentlichkeit auf häusliche Gewalt und fördert Inklusion und Dialog mit Frauen, Kindern und indigenen Gemeinschaften.

Die Alltagsgewalt bleibt der öffentlichen Wahrnehmung weitestgehend verborgen. Darum schafft die Medienkampagne dafür ein Bewusstsein mit offiziellen Zahlen zur Gewalt gegen Frauen und Kinder. Demnach wurden im Jahr 2020 in Bolivien 30.824 Fälle häuslicher Gewalt registriert, wobei in 4.998 Fällen sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder ausgeübt wurde. Der animierte Kurzfilm zu häuslicher Gewalt ist einer von vielen Kurzfilmen, mit denen außerordentlich viel Aufmerksamkeit geschaffen werden konnte. Sie helfen, die Problemlage aus der Perspektive der Betroffenen zu verstehen.

 

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In einem digitalen Seminar zu Gewalt und Friedenskultur konnte die Auseinandersetzung mit dem Thema vertieft werden. Auch mit diesem Angebot trafen unsere Partnerorganisationen einen Nerv. So wurde die Videoaufnahme des Seminars allein in Facebook über 300 Mal kommentiert. Für den direkteren und persönlicheren Austausch stehen darüber hinaus eigene WhatsApp-Gruppen zur Verfügung. Ein landesweiter Wettbewerb ruft die bolivianische Bevölkerung dazu auf, eigene Gewalterfahrungen in Geschichten, Gedichten oder Videos zu verarbeiten.

 

Radiobeiträge für die ländliche Bevölkerung im Süden

Nach wie vor ist die Übertragung via Radio die beste Möglichkeit, die ländliche Bevölkerung im Süden Boliviens zu erreichen. Die Wirkung der Kampagne wurde deshalb auch damit sichergestellt, dass Radio- und Fernsehbeiträge, wie etwa die Radionovelle „Maestra Pacífica“, Poster und Flyer in Spanisch, Quechua und Guaraní produziert wurden.

Auf facebook.com/reconciliemosbolivia finden Sie weitere Informationen.

 

 

18.06.2021

Gepostet in: Aktuelles, Bolivien: Prävention und Konflikttransformation

Die Angst vor einem Rückfall in die Zeit der Militärdiktatur ist in Myanmar größer als die Angst vor dem Militär © Jella Fink

 

Unsere Landeskoordinatorin Dr. Jella Fink war vor Ort, als das Militär die gewählten Abgeordneten festnahm, den Ausnahmezustand ausrief und zum Teil das Kriegsrecht verhängte. Der 1. Februar 2021 hat das Leben der Menschen in Myanmar schlagartig verändert. Landesweit wehrt sich das Volk mit Massendemonstrationen, Streiks und zivilem Ungehorsam.

Bericht von Dr. Jella Fink

Ich bin überwältigt: Das gesamte Land befindet sich im Widerstand.“ Er formiert sich generationenübergreifend in losen Netzwerken. Es gibt keine übergeordneten Leitungsstrukturen in der Widerstandsbewegung. Die Organisationen ethnischer Minderheiten und ihre Sicherheitskräfte haben der Protestbewegung ihre Unterstützung erklärt.

 

Ziviler Ungehorsam

Klar ist: Der Versuch der schnellen Machtübernahme des Militärs durch einen Staatsstreich ist gescheitert. Die Menschen wehren sich und viele riskieren Gefängnis, Folter, Jobverlust und das Überleben ihrer Familien. Die Bevölkerung entzieht sich der brutalen Gewalt des Militärs durch friedliche Mittel:

 

Streiks – Beschäftigte in Krankenhäusern, Schulen und Universitäten, Angestellte des öffentlichen Dienstes, des Banken- und Transportsektors, und Fabrikarbeiter*innen haben das Land komplett lahm gelegt.

Proteste – Obwohl sie ihr Leben gefährden, demonstrieren die Menschen mit Spontan-Protesten wie Flashmobs und anderen Aktionen, z.B. zu langsames Fahren, um den Verkehr stillzulegen.

Boykotte – Firmen der Streitkräfte werden boykottiert. In kürzester Zeit erfolgreich war der Boykott der populären Marke „Myanmar Beer“, einem Joint Venture mit einem japanischen Bierbrauer.

 

Diese Bewegung zivilen Ungehorsams (Civil Disobedience Movement) will das gesamte Land mit der Absicht stilllegen, es unregierbar zu machen. Und um den Streitkräften ihre finanzielle Grundlage zu entziehen.

Die Menschen in Myanmar bringen ihren politischen Willen für Wandel weiterhin sehr klar zum Ausdruck. Die Bürgerinnen und Bürger kämpfen für einen demokratischen, föderalen Staat, der die ethnischen Minderheiten einbezieht.

 

Brutale Gewalt gegen Zivilist*innen

Seit dem 1. Februar herrscht inmitten der Pandemie ein flächendeckender Ausnahmezustand. Das Militär setzt Kriegswaffen und Luftangriffe gegen Zivilist*innen ein. Mehr und mehr Menschen geraten in den Fokus des Militärs. Gegen hunderte Bürger*innen wurden Haftbefehle erlassen, darunter Parlamentarier*innen, Prominente, Influencer*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen. Tausende sind im Gefängnis, weil sie sich den Streitkräften widersetzt haben.

Das Militär foltert Zivilist*innen. Es richtet Protestierende mit gezielten Kopfschüssen hin und verschleppt die Leichname. Mehr als 800 Frauen, Männer und Kinder hat die Junta seit dem 1. Februar getötet, berichtet die örtliche Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP). Menschrechtsaktivist*innen, Journalist*innen und Prominente müssen sich verstecken oder ausreisen. Trotzdem posten die Protestierenden Videos in den sozialen Medien, in denen sie die Gewalteskalation der Streitkräfte dokumentieren.

Wir beobachten weiterhin gezielte Attacken gegen medizinisches Personal und Krankenhäuser. Das sind klare Verstöße gegen internationales Völkerrecht.

Jede und jeder lebt in einem ständigen mentalen Belastungszustand. Nachts terrorisieren Festnahmen und Schusswechsel die Nachbarschaften. Niemand schläft mehr gut. Auch mir ging es so, und das, obwohl ich selbst glücklicherweise recht sicher untergebracht war. Die meisten hingegen sind den unberechenbaren nächtlichen Attacken des Militärs schutzlos ausgeliefert. Und es gibt niemanden, den sie zu Hilfe rufen könnten. Niemand ist mehr sicher, nicht einmal Kinder im eigenen Heim.

Durch den Genozid an den Rohingya ist uns bereits illustriert worden, wozu das Militär fähig ist. Dass Ähnliches nun landesweit geschieht, bedeutet für viele ein schmerzhaftes Erwachen. Die ruhig abgelaufenen Wahlen im November 2020 und das erfolgreiche Pandemiemanagement der zivilen Regierung im letzten Jahr hatten ja für eine Rückkehr zur Normalität gesorgt. Nicht im Ansatz haben wir diese Gewalteskalation vorhergesehen.

Trotz dieser Formen physischer und psychologischer Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung ist der Wille der Menschen ungebrochen. Im Gegensatz zum Militär hat die Mitte April gegründete Nationale Einheitsregierung das volle Vertrauen der Bürger*innen.

Die Menschen protestieren weiter, in vielen Fällen unter Einsatz ihres Lebens. Ihre Solidarität untereinander und das, was sie selbst opfern, um das Land endgültig dem Militär zu entreißen, sollte uns Ansporn sein, sie darin zu unterstützen.

 

Die Zukunft ist ungewiss

Im Überblick zeigt sich somit das Bild einer starken, im Kampf vereinten, im Ziel jedoch uneinigen Widerstandsbewegung. Diese steht einem mächtigen, noch im Aufbau befindlichen Militärstaat gegenüber. Dieser hat seinen Willen zur Machterhaltung bereits mehrfach bewiesen. Demgegenüber gibt es kaum Gründe, auf eine internationale Lösung zu hoffen. So zeichnet sich ein Belagerungszustand ab: Ohne das Volk wird das Militärregime kaum regieren können. Gleichzeitig ist kaum zu erwarten, dass das Militär in absehbarer Zeit Zugeständnisse machen wird.

Wenn es der Widerstandsbewegung gelingt, die Junta über längere Zeit in ihrer Regierungsfähigkeit einzuschränken, werden wahrscheinlich andere Probleme in den Vordergrund rücken: da ist vor allem die COVID-19-Pandemie und die daraus entstehende Wirtschaftskrise, aber auch der ungebrochene Konflikt der Ethnien und Religionen. Letzteren versucht das Militär bereits durch eine Strategie des Teile-Und-Herrsche zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Es bemüht sich, ethnische bewaffnete Gruppen auf seine Seite zu ziehen – bislang mit begrenztem Erfolg.

Welche Folgen wird es haben, wenn ein kaum regierungsfähiges Regime ohne Rückhalt in der Bevölkerung über längere Zeit an diesen Problemen scheitert? Das kann nur die Zukunft zeigen. Die Energie der aktuellen Widerstandsbewegung lässt hoffen, dass es neue progressive Kräfte sind, die gerade frei werden. Myanmar wird sie brauchen.

Dr. Jella Fink, Mai 2021

 

Ihre Spende macht einen Unterschied

Beteiligen Sie sich mit einer Spende an der Finanzierung von zwei anonym angemieteten, sicheren Häusern für Menschen, die von Haft bedroht sind. Die Kosten belaufen sich monatlich pro Haus auf 280 Euro, eine Laufzeit von 6 Monaten ist angedacht.


P.S.: Wie unsere Kolleg*innen aus den Partnerorganisationen in Myanmar auf diese Krise reagieren, berichten wir Ihnen nicht. Zu groß ist die Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Familien.

 

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27.05.2021

Gepostet in: Aktuelles, Myanmar: Friedensprozesse auf Gemeindeebene fördern

 

Beengte Wohnverhältnisse unter der Besatzung © Timon Studler on Unsplash

 

Das Recht auf Gesundheit als grundlegendes Menschenrecht stellt Regierungen weltweit seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie auf die Probe. Lockdowns und Impfungen sollen die Pandemie beenden. Das ist jedoch ein Privileg, an dem nicht alle Menschen teilhaben können. Besonders deutlich wird das im besetzten palästinensischen Gebiet. Unsere Partnerorganisationen beobachten, was Pandemie unter Besatzungsbedingungen bedeutet.

 

Selektive Impfungen

Die israelische Regierung hat die eigene Bevölkerung in Israel und in den illegalen Siedlungen im besetzen Westjordanland fast durchgeimpft. Doch die Palästinenser*innen im besetzten palästinensischen Gebiet erhalten nur sehr erschwerten Zugang zu Impfstoffen.

Unser Partner, die Menschenrechtsorganisation Al-Haq, weist auf die Verpflichtung Israels als Besatzungsmacht entsprechend Internationalem Rechtes hin: der Besatzer ist für die medizinische Versorgung der besetzten Bevölkerung während einer Pandemie verantwortlich. Doch sowohl die Bereitstellung von Impfstoff als auch eine geeignete medizinischen Infrastruktur bleiben der palästinensischen Bevölkerung im besetzten Gebiet verwehrt.

 

Psychosoziale Situation gravierend verschlechtert

Unterversorgt bleibt die Bevölkerung auch bei der psychosozialen Gesundheit. Die Versorgung im besetzten palästinensischen Gebiet ist fast zum Erliegen gekommen. Auch unser Partner, das Guidance and Trainings Center (GTC) für Kinder und deren Familien in Bethlehem, kann aufgrund der Pandemieregeln nur noch Notfälle versorgen.

Schon vor der Pandemie litten viele unter der pausenlosen Fremdbestimmung, die das psychische Grundbedürfnis von Kindern und Jugendlichen nach Kontrolle und Orientierung untergräbt. Unsere Kollegin Marie Kurth vom psychologischen Team warnt: „Die Situation unserer jungen Patient*innen hat sich gravierend verschlechtert. Sie können ihre Teilhabe am Alltag überhaupt nicht mehr vorhersehen: Darf ich heute zur Schule, darf ich draußen spielen, wann kann ich zu meiner Therapeutin? Werden die Grundbedürfnisse dauerhaft nicht erfüllt, macht das krank und anfällig für Störungen.“

 

Kinder verbleiben in Haft

Auch die Kinderrechtsorganisation Defense for Children (DCI Palestine) beobachtet, dass das Recht auf Gesundheit nicht für alle Gültigkeit hat. DCI Palestine stellt lapidar fest, dass der „Besatzungsbetrieb wie immer läuft, trotz Pandemie“. Das gilt ganz besonders für palästinensische Kinder in israelischen Gefängnissen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde ist dem Aufruf von DCI Palestine gefolgt, jugendliche Inhaftierte aufgrund der besonderen Ansteckungsgefahr von Covid-19 in Gefängnissen sofort zu entlassen. Doch kein Kind in israelischer Haft wurde freigelassen. Im Gegenteil, mit Corona infizierte Kinder in israelischer Haft werden stigmatisiert und verbreiten das Virus in den Gefängnissen.

 

Geflüchtete weitgehend auf sich selbst gestellt

Auch palästinensische Geflüchtete sind als eine der besonders gefährdeten Personengruppe Schlusslicht in der medizinischen Versorgung. Das eigens für palästinensische Geflüchtete gegründete Hilfswerk UNRWA der Vereinten Nationen ist unter anderem für die medizinische Versorgung der Geflüchteten verantwortlich.

Unser Partner, das Resource Center for Palestinian Residency & Refugee Rights BADIL, dazu: „Schon zu Beginn der Pandemie konnte kaum die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung im besetzten Gebiet medizinisch versorgt werden. Auch nach einem Jahr Pandemie organisieren sich die Familien in den Lagern weiterhin selbst und beschaffen z.B. Sauerstoffgeräte kurzerhand privat. Palästinensische Geflüchtete müssen als Menschen behandelt werden, die in diese Situation hinein gezwungen wurden und aufgrund dessen Rechte von der internationalen Staatengemeinschaft zugesprochen bekommen haben. Somit ist die Umsetzung dieser Rechte in der Verantwortung der internationalen Staatengemeinschaft.“

Das gilt ganz besonders für die Umsetzung des Rechtes auf Gesundheit.

 

28.04.2021

Gepostet in: Aktuelles

Journalist*innen von Lokalradios interviewen den GTO-Koordinator Josè Carlos Lopes Correia (links) © Jasmina Barckhausen

 

Die zunehmende Gewalt gegen Journalist*innen bedroht auch die Arbeit des Friedensforums in Guinea-Bissau.

Landesweit trägt unsere Partnerorganisation zu Frieden und Gerechtigkeit in dem kleinen Land in Westafrika bei. Der Weltfriedensdienst fördert ein Netzwerk von elf Friedensgruppen in allen Landesteilen. Ausbildung in Konfliktanalyse, Vermittlung in Konflikten, Theaterworkshops zu deren Ursachen, Vorschläge für die Politik und Öffentlichkeitsarbeit über Radio und Social Media sind wichtiger Teil dieser Arbeit.

Als Lautsprecher für den Frieden spielen dabei freie und unabhängige Medien eine zentrale Rolle.
In Guinea-Bissau können 55,4 % der Menschen über 14 Jahre nicht lesen. Das Land liegt auf Platz 12 der Länder mit der niedrigsten Alphabetisierung.1Vgl. Welt in Zahlen (2018). Ländervergleich. Analphabeten. https://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml?indicator=49 (Quelle: The CIA World Factbook Daher ist die Tradition der mündlichen Weitergabe von Wissen, etwa über das Radio, so erfolgreich. Aus diesem Grund bildet GTO Radio-Journalist*innen aus, die über Lokal-Radios politische Bildung und medizinische Aufklärung in abgelegenen Gegenden verbreiten. Gerade erst hat eine Gruppe von Journalist*innen in einem Projektworkshop Sendungen für lokale Rundfunkstationen produziert. Das Thema: wie man Angst in Mut umwandeln kann.

Medienschaffende in Guinea-Bissau stehen immer mehr unter Druck. Erst kürzlich wurden zwei Journalisten entführt und brutal misshandelt. Systematische Entführungen, Drohungen, Einschüchterungen und Misshandlungen gefährden das Leben, die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit von Journalist*innen. Das macht auch die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen deutlich, die Guinea-Bissau auf Platz 95 von 180 listet (2020: Platz 94). Die Regierung droht außerdem damit, private Radiosender zu schließen. Dies würde die Reichweite unserer Friedensarbeit einschränken und die Wirksamkeit schwächen.

 

Weltkarte der Pressefreiheit 2021 © Reporter ohne Grenzen

Ohne unabhängige Medien wird es in Guinea-Bissau keinen Frieden geben können. Die Pressefreiheit und das Recht der Journalist*innen auf freie Ausübung ihres Berufes sind in großer Gefahr. Eine massive Zunahme der Gewalt gegen Journalist*innen ist in Guinea-Bissau seit dem umstrittenen Amtsantritt des neuen Präsidenten zu beobachten. Einen Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie sieht unsere Kollegin vor Ort, Jasmina Barckhausen, insofern, „dass die Sicherheitskräfte generell brutal gegen die Bevölkerung vorgehen und Journalist*innen zur Zielscheibe werden, die das thematisieren. Die Fälle werden anscheinend nicht verfolgt.“

Der Medienrat unserer Partnerorganisation fordert in seiner Presseerklärung [PDF] die Einhaltung der Menschenrechte. Er fordert die Regierung von Guinea-Bissau auf, die Sicherheit von Journalist*innen und Bürger*innen im Allgemeinen zu garantieren, wie es die Verfassung der Republik Guinea-Bissau und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorschreiben. Die Misshandlungen und Demütigungen müssen untersucht und angeklagt werden.

 

Was können Sie tun?

  • Sprechen Sie mit Politiker*innen und Journalist*innen, die Sie kennen
  • Senden Sie zusammen mit Ihren Kolleg*innen, Vereinsmitgliedern oder Gemeindegliedern eine Solidaritätsadresse an die Betroffenen in Guinea-Bissau (via info@weltfriedensdienst.de)
  • Drücken Sie gegenüber den Repräsentanten der Regierung von Guinea-Bissau respektvoll, aber klar Ihre Besorgnis aus (via Botschaft in Brüssel).

 

Beitrag aktualisiert: 21.04.2021. Grund: Reporter ohne Grenzen rankt Guinea-Bissau jetzt auf Platz 95, davor lag es noch auf Platz 94.

 

11.04.2021

Gepostet in: Aktuelles, Guinea-Bissau: Zivil-Militärischer Dialog

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