Indigene bolivianische Frauen im Workshop zu Konflikttransformation und Friedensarbeit in den Anden.

Indigene bolivianische Frauen im Workshop zu Konflikttransformation und Friedensarbeit in den Anden

Gewaltfreie Konfliktbearbeitung und Prävention

Die Friedenskultur (Cultura de Paz) im Departement Potosí stärken, das ist Ziel der Zusammenarbeit des Weltfriedensdienstes mit der lokalen Partnerorganisation ISALP (Investigación Social y Asesoramiento Legal Potosí). Durch gewaltfreie Konfliktbearbeitung unter Einbezug der indigenen Kultur wird zu einer friedlicheren Gesellschaft und zum Verfassungsziel des Vivir Bien (dem Guten Leben) beigetragen.

Seit der Jahrtausendwende befindet sich Bolivien in einem tiefgreifenden sozialen und politischen Wandel, verbunden mit Jahren der politischen Instabilität. Erst mit der neuen „Verfassung des plurinationalen Staates von Bolivien“ entspannte sich die Lage und es konnten zahlreiche entwicklungspolitische Erfolge erzielt werden. Viele strukturelle Probleme bestehen dennoch weiter fort. Fehlende Kompromissbereitschaft machtvoller Akteure, fehlender gesellschaftlicher Konsens über verschiedenste Grundprinzipien, aber auch die Dominanz von Männern und konfliktfördernden Rollenbildern in der politischen Kultur führen immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Ressourcen wie Wasser und Boden als Konfliktgegenstände

Im Department Potosí, dem ärmsten Department Boliviens, spiegelt sich die Problemlage der nationalen Ebene. Die vielfältigen Konflikte im Department zwischen indigenen Gemeinschaften, Ortsansässigen und Remigranten, Bauern und Viehhaltern, Genossenschaften, Staatsunternehmen und Behörden werden häufig gewaltförmig austragen. Verbale und physische Aggressionen sowie Blockaden, Aufmärsche, Beschlagnahmungen, Besetzungen und Zerstörungen kommen regelmäßig vor. Konfliktgegenstände sind dabei überwiegend Ressourcen wie Wasser, Boden oder Unternehmenseinnahmen.

Seit 2015 arbeitet der Weltfriedensdienst e.V. gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation ISALP (Investigación Social y Asesoramiento Legal Potosí) an der nachhaltigen und gewaltfreien Konflikttransformation im Departement Potosí. Durch die Einführung von Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung nicht nur in die Arbeit der Partnerorganisation, sondern auch bei von Konflikten betroffenen indigene Gemeinschaften und mit Konflikten befassten Institutionen sollen vorhandene, meist autoritäre und nicht nachhaltige, Konfliktlösungsansätze ersetzt werden. Dabei wird versucht, tradierte indigene Gebräuche, die in der andinen Kosmologie verwurzelt sind, wiederzubeleben und mit den Ansätzen der zivilen Konflikttransformation zu verbinden.

Die Stärkung der Rolle der Frauen

Mit der Wiederbelebung indigener Kulturformen geht die Stärkung der Rolle der Frauen einher. Die andine Kosmologie sieht das Gleichgewicht, bzw. die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Bereichen des Lebens vor. Harmonie und Gleichgewicht zwischen den Menschen und mit der Natur sind hier gleichbedeutend mit Frieden und wesentliche Bestandteile des Vivir Bien, des Guten Lebens. Die Stärkung der Friedenskultur im Departement Potosí wird entsprechend durch das Ziel des K’acha Kausakunapaq geleitet, Quechua für: „Damit wir alle in Harmonie leben“ (Para que vivamos todos en armonía).

16.05.2018

Gepostet in: Bolivien: Prävention und Konflikttransformation