Südafrika ist mit 140.000 Infektionen und mehr als 2.000 gemeldeten Todesfällen Afrikas Corona-Hotspot. Dabei ist zu befürchten, dass die große Infektionswelle erst in den Wintermonaten Juli und August auf das Land zurollt.

Am 26. März erklärte Präsident Cyril Ramaphosa in Militäruniform dem Virus den Krieg. Durch eine landesweite strenge Ausgangssperre wollte die Regierung Zeit gewinnen, um das Gesundheitssystem vorzubereiten. Dies ist ihr gelungen: Sie hat Feldkrankenhäuser, Isolier- und Quarantänestationen und tausende Intensivstationen eingerichtet.

Auf der anderen Seite wurden 73.000 Soldaten, vor allem in den Townships, mobilisiert, um die harten Maßnahmen durchzusetzen. 230.000 Südafrikaner*innen, die gegen die Notstandsgesetze verstießen, kamen in Arrest, elf wurden von der Polizei getötet.

Kapstadt Innenstadt während des Lockdowns – Foto: Don Edkins / STEPS

 

Lockdown mit verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen

Mit der Ausgangssperre ging den meisten Bewohner*innen in den Townships die ohnehin karge Einkommensquelle verloren, die ihr Überleben sicherte. Das Versprechen, ihre Wasser-, Hygiene- und Nahrungsversorgung sicherzustellen, erfüllte die Regierung nicht oder nur teilweise. Arbeitslosengeld bekommen nur Menschen, die angestellt sind. Das schließt einen Großteil der Bevölkerung aus, die im informellen Sektor arbeitet. Ausgeschlossen sind auch Millionen von Obdachlosen, Migrant*innen und Flüchtlingen. Vor Lebensmittelausgaben bilden sich teils kilometerlange Schlangen, die Fälle von Mangelernährung nehmen zu.

Seit dem 1. Juni wurden die Ausnahmeregeln gelockert. Seitdem gehen wieder mehr Menschen arbeiten, die Taxis fahren wieder, die Schulen und die meisten Läden sind wieder geöffnet. Allerdings steigen seitdem nicht nur die Infektionszahlen; auch die Gewalt gegen Frauen und Kinder nimmt zu. Präsident Ramaphosa nennt sie bereits eine zweite Pandemie und sieht den Grund im verstärkten Konsum von Alkohol, der nach fast 3 Monaten wieder verkauft werden darf.

Eine spontane Demo von Studierenden gegen Gewalt gegen Frauen – Foto: Booker Mwenza / STEPS

Die massiven politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen Südafrikas haben sich durch die Corona Krise verschärft. Um dem zu begegnen, sind spontan zivilgesellschaftliche Initiativen und Netzwerke entstanden, in der Metropole Kapstadt gibt es mittlerweile über 70 davon. Initiativen aus wohlhabenderen Teilen der Stadt bilden Partnerschaften mit denen in ärmeren Vierteln.

Bürger*innen und Gruppen fordern ein Umdenken bei den Sicherheitskräften. Statt in den Townships die Ausgangssperre gewaltsam durchzusetzen, wo diese faktisch nicht umsetzbar ist, sollten sie die Versorgung und Aufklärung der Bevölkerung begleiten und absichern. Auch sind dringend Maßnahmen notwendig, damit sich Menschen vor dem Virus schützen können: Einkommens- und Ernährungssicherung, ein Dach über dem Kopf, Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen, Zugang zu Informationen, der Schutz vor Gewalt und die Solidarität von privilegierteren Schichten der Gesellschaft.

 

STEPS: Filme als Lebenshilfe

Auf die Situation in Südafrika und den Nachbarländern, die ebenfalls unter den Folgen der Pandemie leiden, reagiert unsere Partnerorganisation STEPS mit dem, was sie am besten kann: mit der Produktion von Filmen.

Die Mitarbeiter*innen beraten ihre Netzwerkpartner beim Erzählen von Corona-Geschichten, die dann über die sozialen Medien schnelle Verbreitung finden. „Gerade die jungen Leute überraschen uns immer wieder mit ihren kreativen Ideen“, berichtet unsere Fachkraft Marianne Gysae. So zeigt ein Video aus Lesotho, wie man eine Wasserstation zum Händewaschen aus lokal verfügbaren Materialien herstellt:

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In Uganda entstand ein Podcast, der sich gegen die Ausgrenzung Geflüchteter in Corona-Zeiten wendet. Ein Musikvideo von John Chiti von der sambischen Albinism Foundation macht auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen während der Corona Krise aufmerksam.

In der Krise wird schnell nach Schuldigen gesucht, Gruppen werden stigmatisiert und Gerüchte galoppieren. Auch diesen Mythen entgegenzutreten und für Aufklärung zu sorgen. hat sich das Team von STEPS vorgenommen.

 

03.07.2020

Gepostet in: Aktuelles, Südliches Afrika: Stärkung von Menschen- und Bürgerrechten