Der Staatsgründer Amilar wandert durch die Stadt

200 FriedensaktivistInnen und zwei Riesenmarionetten bewegten sich am 8 April quer durch die Innenstadt von Bissau, Guinea. Anlass war der 14. Jahrestag der Gründung der Friedensorganisation GTO-Bissau (Gruppe des Theaters der Unterdrückten) und die Eröffnung der 2. Vollversammlung des „Friedensforums“.

Der Nationengründer Amilcar Cabral und Nimba, die Fruchtbarkeitsgöttin der Nalu-Ethnie als „Mutter Guiné“, wurden als Riesenmarionetten zum Leben erweckt. Unterstützt wurde GTO dabei durch die chilenische Organisation Edukarte Valparaiso.

Die FriedensaktivistInnen aus allen Regionen des Landes, die in den vergangenen drei Jahren durch das Weltfriedensdienst-Projekt in Friedensbildung und friedlicher Konflikttransformation ausgebildet worden waren, fanden sich am Denkmal für die Märtyrer von Pindjiguiti ein. Gemeinsam mit ihren symbolischen Vorfahren setzten sie sich – „auf den eigenen Beinen gehend und vom eigenen Kopf geführt” – in Bewegung. Der Umzug der Marionetten wurde vom Klang der Trommeln und von Gesängen begleitet, die verkündeten „Schaut her ihr Alten, Cabral ist gar nicht tot, schaut her ihr Kinder, Mamá Guiné ist gar nicht gestorben”.

Symbole für Einheit, Brüderlichkeit und Dialog Kinder beim Friedensmarsch

Beide riefen auf ihrem Weg durch die Hauptstadt ihren Nachkommen zur Einheit, Brüderlichkeit und Dialog auf. Ihr Ruf wurde von GTO-Bissau und den dort versammelten FriedensaktivistInnnen mit dem Gesang der Nationalhymne „Dies ist unser geliebtes Vaterland“ unterstützt. Die Nationalhymne enthält den Auftrag, Frieden zu schaffen, worauf auch die Eigenbezeichnung „Kumpuduris di Paz“ (Friedensschaffende) der FriedensaktivistInnnen zurückgeht.
Der Auftritt Amílcar Cabrals als freundlich lächelnder Mann sollte der Erinnerung an seinen gewaltsamen Tod entgegenwirken, dessen üblicherweise durch Schweigeminuten gedacht wird. Um die Trauer in positive Energie umzuwandeln, entschieden sich die „Kumpuduris“ dafür, ihren Nationengründer in Bewegung zu versetzen und ihn in Interaktion mit der Bevölkerung zu bringen.
Die beiden Figuren, die während eines Monats intensiver Arbeit erschaffen worden waren, stehen für eine konstruktive Neubewertung der Geschichte und sollen ein friedliches Zusammenleben aller Ethnien in Guinéa-Bissau ermöglichen. Die „Kumpuduris“ reinigten zugleich den Weg ihrer Vorbilder von Schmutz. Die Besen, die sie benutzten, sind überlieferte Symbole für die Einheit der Menschen und ihrer kollektiven Zugehörigkeiten. Damit drückten die AktivistInnnen des Friedensforums auch ihre Vorstellung vom Umgang mit den Problemen der Vergangenheit aus: Verantwortlichkeiten für Gewalttaten müssen identifiziert werden, um eine ehrliche Versöhnung und die Schaffung eines wahrhaftigen Friedens zu ermöglichen.

Das TCHAPA-TCHAPA genannte bunte Flickenhemd, mit dem Amilcar Cabral 45 Jahre nach seinem Tode nach Bissau zurückkehrte, weist auf die ethnische und kulturelle Diversität des Landes hin. Es besteht aus verschiedenen Stoffen und repräsentiert die verschiedenen Ethnien, religiösen Bekenntnisse und parteipolitischen Färbungen. Für die „Kumpuduris“ steht es auch für eine konstruktive Kultur des Dialogs, so wie sie im Friedensforum gepflegt wird. Hier werden Meinungen nicht in Konkurrenz zueinander gebracht, sondern sie ergänzen sich im Bemühen um ein umfassenderes Verständnis füreinander. So werden die Beteiligten dabei unterstützt, gerechtere und nachhaltigere Lösungen für ihre Streitfragen zu finden.

Unterwegs wurden Papiernelken an PolizistInnen, Militär und andere ZuschauerInnnen ausgegeben, um Frieden und Einheit zwischen der Bevölkerung und ihren Verteidigungs- und Sicherheitskräften zu stärken.

Eine neue Generation für den Frieden

Eine Frau baut an einer Figur für den Karneval des FriedensMit ihrem Umzug machten die Kumpuduris öffentlich, dass in allen Regionen des Landes eine neue Generation angetreten sei, um eine Kultur des Friedens und des Fortschritts zu verbreiten.
Die elf Gruppen von FriedensaktivistInnnen, repräsentiert durch elf Friedenstauben, bewegten sich durch die Innenstadt hin zur Universität „Amilcar Cabral“, Schauplatz ihrer zweiten Vollversammlung. Dort tauschten sie sich über ihre „best practices“ in der Mediation von insgesamt 54 kommunalen Konflikten aus, in denen sie seit 2015 Erfahrungen gewonnenen haben.
Im Anschluss an ihren ersten öffentlichen Auftritt in der Hauptstadt Bissau werden Mamá Guiné und der Vater der Nation das Landesinnere aufsuchen, und ihre Botschaft der Einheit, Hoffnung und Brüderlichkeit in Dörfer und Gemeinschaften zu tragen.

 

09.05.2018

Gepostet in: Aktuelles, Guinea-Bissau: Zivil-Militärischer Dialog