Journalist*innen von Lokalradios interviewen den GTO-Koordinator Josè Carlos Lopes Correia (links) © Jasmina Barckhausen

 

Die zunehmende Gewalt gegen Journalist*innen bedroht auch die Arbeit des Friedensforums in Guinea-Bissau.

Landesweit trägt unsere Partnerorganisation zu Frieden und Gerechtigkeit in dem kleinen Land in Westafrika bei. Der Weltfriedensdienst fördert ein Netzwerk von elf Friedensgruppen in allen Landesteilen. Ausbildung in Konfliktanalyse, Vermittlung in Konflikten, Theaterworkshops zu deren Ursachen, Vorschläge für die Politik und Öffentlichkeitsarbeit über Radio und Social Media sind wichtiger Teil dieser Arbeit.

Als Lautsprecher für den Frieden spielen dabei freie und unabhängige Medien eine zentrale Rolle.
In Guinea-Bissau können 55,4 % der Menschen über 14 Jahre nicht lesen. Das Land liegt auf Platz 12 der Länder mit der niedrigsten Alphabetisierung.1Vgl. Welt in Zahlen (2018). Ländervergleich. Analphabeten. https://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml?indicator=49 (Quelle: The CIA World Factbook Daher ist die Tradition der mündlichen Weitergabe von Wissen, etwa über das Radio, so erfolgreich. Aus diesem Grund bildet GTO Radio-Journalist*innen aus, die über Lokal-Radios politische Bildung und medizinische Aufklärung in abgelegenen Gegenden verbreiten. Gerade erst hat eine Gruppe von Journalist*innen in einem Projektworkshop Sendungen für lokale Rundfunkstationen produziert. Das Thema: wie man Angst in Mut umwandeln kann.

Medienschaffende in Guinea-Bissau stehen immer mehr unter Druck. Erst kürzlich wurden zwei Journalisten entführt und brutal misshandelt. Systematische Entführungen, Drohungen, Einschüchterungen und Misshandlungen gefährden das Leben, die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit von Journalist*innen. Das macht auch die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen deutlich, die Guinea-Bissau auf Platz 95 von 180 listet (2020: Platz 94). Die Regierung droht außerdem damit, private Radiosender zu schließen. Dies würde die Reichweite unserer Friedensarbeit einschränken und die Wirksamkeit schwächen.

 

Weltkarte der Pressefreiheit 2021 © Reporter ohne Grenzen

Ohne unabhängige Medien wird es in Guinea-Bissau keinen Frieden geben können. Die Pressefreiheit und das Recht der Journalist*innen auf freie Ausübung ihres Berufes sind in großer Gefahr. Eine massive Zunahme der Gewalt gegen Journalist*innen ist in Guinea-Bissau seit dem umstrittenen Amtsantritt des neuen Präsidenten zu beobachten. Einen Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie sieht unsere Kollegin vor Ort, Jasmina Barckhausen, insofern, „dass die Sicherheitskräfte generell brutal gegen die Bevölkerung vorgehen und Journalist*innen zur Zielscheibe werden, die das thematisieren. Die Fälle werden anscheinend nicht verfolgt.“

Der Medienrat unserer Partnerorganisation fordert in seiner Presseerklärung [PDF] die Einhaltung der Menschenrechte. Er fordert die Regierung von Guinea-Bissau auf, die Sicherheit von Journalist*innen und Bürger*innen im Allgemeinen zu garantieren, wie es die Verfassung der Republik Guinea-Bissau und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorschreiben. Die Misshandlungen und Demütigungen müssen untersucht und angeklagt werden.

 

Was können Sie tun?

  • Sprechen Sie mit Politiker*innen und Journalist*innen, die Sie kennen
  • Senden Sie zusammen mit Ihren Kolleg*innen, Vereinsmitgliedern oder Gemeindegliedern eine Solidaritätsadresse an die Betroffenen in Guinea-Bissau (via info@weltfriedensdienst.de)
  • Drücken Sie gegenüber den Repräsentanten der Regierung von Guinea-Bissau respektvoll, aber klar Ihre Besorgnis aus (via Botschaft in Brüssel).

 

Beitrag aktualisiert: 21.04.2021. Grund: Reporter ohne Grenzen rankt Guinea-Bissau jetzt auf Platz 95, davor lag es noch auf Platz 94.

 

11.04.2021

Gepostet in: Aktuelles, Guinea-Bissau: Zivil-Militärischer Dialog