Erstmals hat der Beirat der Bundesregierung für Zivile Krisenprävention und Friedensförderung eine Studie in Auftrag gegeben – nun ist sie fertig. Was als Kohärenz bezeichnet wird, hat es in sich: Es geht um die friedenspolitische Ausrichtung deutscher Afrikapolitik.
Studie hier lesen:
Friedenspolitische Kohärenz deutscher Afrikapolitik
Eine Analyse anhand der afrikabezogenen Leitlinien und Strategiepapiere der Bundesregierung
(PDF, 862 KB)
Das Ergebnis der umfassenden wissenschaftlichen Analyse ist für Eingeweihte nicht überraschend: Die fortschrittlichen friedenspolitischen Grundsätze der Regierung – 2017 unter breiter Beteiligung aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ausgearbeitet – spielen in den afrikabezogenen Strategien der Schlüsselministerien keine Rolle. Die Vermutung liegt nahe, dass die Praxis nicht überzeugender ist. Die Studie fordert demgegenüber einen durchdachten, strategischen Einsatz von Mitteln der Krisenprävention in einem gemeinsamen Ansatz der politischen Ressorts.
Spannend ist, dass diese Botschaften nicht von einer fernen Zivilgesellschaft stammen, sondern aus dem institutionellen Umfeld der Regierung: Die Autor*innen arbeiten beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Die Auftraggeber vom Beirat haben Beraterstatus gegenüber der Bundesregierung; ihre Expertise wird darüber hinaus auch vom Parlament genutzt, etwa im Unterausschuss Zivile Krisenprävention. Bis vor kurzem begnügte man sich dort mit eher folgenlosen Expert*innen-Anhörungen zu wechselnden tagesaktuellen Themen. Die Studie bietet nun erstmals eine Grundlage, Strategieentwicklung und Praxis in der Friedensförderung systematischer und längerfristig zu begleiten – im Dialog mit den Ministerien. Der Ressortkreis der dafür wichtigsten Ministerien zeigt sich interessiert.
Der nächste Schritt ist bereits eingespurt: Ausgehend von der Studie plant der Beirat vergleichende Länderfallstudien zum politischen Handeln.
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Konsortium Ziviler Friedensdienst und der Weltfriedensdienst waren an Konzeption und Lektorat der Studie beteiligt.
Hans Jörg Friedrich, WFD-Programmkoordinator
wurm 03.12.2020
Gepostet in: Aktuelles, Allgemein
Schlagwörter: afrika, Bundesregierung, Frieden, Friedenspolitik, Position
Täter werden in der Friedensarbeit oft nicht als geeignete Zielgruppe angesehen. Dabei können sie, sobald die Rahmen- bedingungen stimmen, wertvolle Mittler auf dem Weg zum Frieden sein. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir auch mit bewaffneten Gruppen zusammenarbeiten: Sie halten das erste Themenmagazin des Weltfriedensdienstes (WFD) in der Hand. Mit dem WFD Kompass loten wir Positionen aus, geben Impulse und nehmen dabei Kurs auf die zentralen Fragen der Friedensarbeit.
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Der Weg zum Frieden führt auch über die Fähigkeit, andere Sichtweisen einnehmen zu können. In diesem Heft beleuchten wir das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Menschen, die konkrete Expertise in der Arbeit mit bewaffneten Gruppen haben oder selbst Gewaltakteure waren, berichten von ihren Erfahrungen.
Friedensarbeit eröffnet gewaltfreie Handlungsräume. Wo dabei die Grenzen und Möglichkeiten in der Arbeit mit bewaffneten Gruppen liegen, darum geht es in diesem Heft.
Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und freuen uns auf eine Debatte, die weiter führt.
WFD-Positionen
04 Hans Jörg Friedrich – Wenn Kämpfer sprechen, schweigen die Waffen
10 Ursula Reich und Ulrich Luig im Interview – „Frieden ist die Kompassnadel“
ZFD vor Ort
08 Nenad Vukosavljevic – Ex-Jugoslawien
13 Jasmina Barckhausen – Guinea-Bissau
22 Günter Schönegg – Kongo
31 Susanne und Aboubacar Souaré – Guinea-Conakry
Der persönliche Blick
06 Dieudonné Kibinakanwa – „Gewaltfreiheit ist ein Kampf“
16 Bigna Nafantcham-na – „Ich habe aufgegeben, mich mächtig zu fühlen“
24 Lutz Taufer – Vom Untergrund ins Armenviertel
Die andere Perspektive
12 Martin Zint – Mediengewalt
21 Dr. Christine Pawlitzky – Mehr als Opfer
26 Georg Rohde – Eigenes entgegensetzen
18 Peter Schumann – Wenn wir Frieden wollen, müssen wir vor allem mit bewaffneten Gruppen arbeiten
Methoden und Ausblicke
27 Christoph Mohni – Entscheidend ist das Wie
28 Dr. Ruth Mischnick – In Kindersoldaten wieder Kinder sehen
29 Dr. Hans-Bernd Zöllner Myanmar – Annäherung an ein militarisiertes Neuland
34 Doerthe Beer und Joachim C. Wehnelt – Kurs halten
Weltfriedensdienst 27.06.2016
Gepostet in: Der KOMPASS - Das Themenheft des Weltfriedensdienst
Schlagwörter: Arbeit, Friedenspolitik, KOMPASS, Konfliktforschung, Themenmagazin