Ein starkes Team: Der WFD-Vorstand im November 2022. Von links nach rechts: Julian Friedrich, Dr. Marcel Gounot, Sandra List, Dr. Herta Meyer, Dr. Thomas Schwedersky und Dr. Frank Lehmann. Foto: WFD
Die Mitgliederversammlung hat im November 2022 den Vorstand für zwei Jahre gewählt. Der ehrenamtliche Vorstand verantwortet und kontrolliert die finanzielle und inhaltliche Arbeit des Vereins.
Dr. Marcel Gounot bleibt erfreulicherweise Vorsitzender, Dr. Thomas Schwedersky übernimmt den stellvertretenden Vorsitz, Sandra List und Julian Friedrich bleiben ebenfalls im Vorstand. Vielen Dank! Dr. Herta Meyer und Dr. Frank Lehmann wurden neu gewählt. Herzlich willkommen!
Uta Gerweck hat nach treuen 22 Jahren den Vorstand verlassen. Auch Dr. Luiz Ramalho und Sebastian Neuhaus-Ewering haben leider nicht mehr kandidiert.
wurm 24.11.2022
Gepostet in: Aktuelles
Gerade sind so viele Menschen von Kriegen und gewaltsamen Konflikten betroffen wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Höchste Zeit, dass auch Deutschland mehr tut für den Frieden.
Gemeinsam mit über 60 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen haben wir ein Bündnis geschmiedet. Wir appellieren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages: Bauen Sie die Mittel für zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförderung in dieser Legislaturperiode deutlich aus! Stärken Sie Deutschlands zivile Friedensfähigkeiten!
Lesen Sie hier unsere Stellungnahme.
Nun kommt es auf uns alle an. Bitte werden Sie mit uns gemeinsam aktiv! Jede und jeder einzelne kann die Kampagne stärken. Zeigen Sie den Abgeordneten in Ihrem Wahlkreis, wie wichtig Ihnen als Wähler*in das Thema Frieden ist. Wir hoffen und freuen uns sehr, wenn Sie mitmachen. Herzlichen Dank!
Herzstück unserer Kampagne ist eine Abgeordnetenerklärung. Schreiben Sie die Abgeordneten in Ihrem Wahlkreis an und bitten Sie sie, die Selbstverpflichtung zu unterzeichnen.
So geht‘s
wurm 23.11.2022
Gepostet in: Aktuelles
Wie kann Mediation etwas ermöglichen, das eine Gerichtsverhandlung nicht zu leisten vermag?
Seit dem Bürgerkrieg der neunziger Jahre in Burundi spielen Friedenskomitees bei der Bearbeitung von Konflikten eine zunehmend wichtige Rolle. Ursprünglich als Gesprächs- und Versöhnungsgruppen in einigen wenigen Dörfern entstanden, sind mittlerweile Hunderte solcher Komitees im ganzen Land aktiv. Unterstützt werden sie seit vielen Jahren von der burundischen Nichtregierungsorganisation MIPAREC (Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross) in Zusammenarbeit mit dem Weltfriedensdienst. In den ersten beiden Kooperationsphasen konzentrierte sich die Beratung und Fortbildung auf die Mediation in Bodenrechtskonflikten und die Aufarbeitung der gewaltsamen Vergangenheit. Dieser Programmansatz wurde später erweitert: In Dialog- und Advocacy-Foren behandelt das Projekt nun auch strukturelle Konfliktursachen wie die politisch motivierte Vergabe von Landtiteln, geschlechterbasierte Gewalt oder die Instrumentalisierung arbeitsloser Jugendlicher als Parteimilizen. Rund 300 lokale und zwölf kommunale Friedenskomitees vermitteln inzwischen erfolgreich in vielfältigen Konflikten.
Friedensarbeit wirkt: Die freiwillige Abgabe illegaler Waffen und die sozioökonomische Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldat*innen haben die Gewalt in den Gemeinden deutlich reduziert.Es sei bemerkenswert, so WFD-Programmkoordinatorin Michaela Balke, dass Mediationsverfahren der Komitees oftmals ermöglichten, was Gerichtsverhandlungen nicht zu leisten vermögen. Sie stellt fest: „Gewalttäter aus dem Bürgerkrieg hatten vor Gericht ihre nachweisbaren Verbrechen geleugnet und lange Gefängnisstrafen akzeptiert. Als aber ein Mediationsverfahren eingeleitet wurde, begannen sie, offen über ihre Verbrechen zu sprechen, und waren sogar bereit, lebenslange Reparationen an die Opfer zu zahlen.“ Tatsächlich können die Friedenskomitees vielfach auch sehr verwickelte Situationen zu Fragen von Bodenrecht, genderbasierter Gewalt und Konflikten in Familie und Gemeinschaften erfolgreich klären. Das zeigen die dokumentierten Fälle, die Jahr für Jahr im vierstelligen Bereich liegen. Allein 2021 befassten sich die von MIPAREC begleiteten Friedenskomitees mit 1.324 Konflikten. In 65 Prozent der Fälle erreichten sie ein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis.
Friedensarbeit wirkt: Die freiwillige Abgabe illegaler Waffen und die sozioökonomische Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldat*innen haben die Gewalt in den Gemeinden deutlich reduziert.
Alternative Rollenmodelle für gewaltbereite Jugendmilizen
Neben den Friedenskomitees haben MIPAREC und der Weltfriedensdienst den Aufbau von Trauma- und Selbsthilfegruppen und gewaltfreien Jugendclubs initiiert. „Den meisten Jugendlichen fehlt es an Perspektiven. Das macht sie besonders anfällig für Gewalt und Radikalisierung, etwa durch Parteimilizen“, stellt Michaela Balke fest. Workshops zu Bürgerrechten, Konfliktursachen und gewaltfreier Konfliktbearbeitung führen andere Rollenmodelle vor Augen. Gemeinsam arbeiteten Jugendliche verschiedener Parteizugehörigkeiten an Verhaltenskodizes, die im Vorfeld der allgemeinen Wahlen 2020 zu einem Gewaltverzichtsabkommen zwischen zwei verfeindeten Jugendmilizen führten.
Zwei Jugendliche aus der Gemeinde Nyanza-Lac berichten: „In den erarbeiteten Richtlinien verpflichten wir uns zu gegenseitigem Respekt. Alle haben die Vereinbarung unterschrieben und sich daran gehalten, es kam zu keinem einzigen Zwischenfall. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, Jugendliche in den umliegenden Gemeinden für ähnliche Vorhaben zu gewinnen.“
Wachsende Anerkennung staatlicherseits
In engem Kontakt mit den Komitees unterstützen mehrere Hundert Spar- und Kreditgruppen die Projekte. Im letzten Jahr wurden 7.000 Kleinstkredite an die rund 8.200 Mitglieder vergeben – bei einer Rückzahlungsquote von 79 Prozent. Und wichtiger noch: In allen Gruppen gibt es Mitglieder, die während der Pogrome auf verschiedenen Seiten standen. Gelegentlich engagierten sich Täter und Opfer im Rahmen dieser Selbsthilfegruppen sogar in gemeinsamen Existenzgründungsinitiativen, z.B. zur Aufzucht und zum Weiterverkauf von Schweinen, und teilen sich die Gewinne daraus.
Nach Jahren anfänglicher Skepsis vonseiten der Behörden und kommunalen Institutionen gegenüber der Arbeit der Friedenskomitees mehren sich seit geraumer Zeit die Anzeichen für eine Trendwende. So habe die staatliche Wahrheits- und Versöhnungskommission die Ergebnisse der Täter-Opfer-Vermittlungen der Friedenskomitees inzwischen offiziell anerkannt, berichtet unsere Partnerorganisation. Und mehr noch: „Kürzlich erklärte der 2020 neu gewählte Staatspräsident die von MIPAREC qualifizierten Friedenskomitees explizit zum zivilgesellschaftlichen Modell.“ Trotz dieser Anerkennung der Arbeit der Ehrenamtlichen in den Komitees ist sich MIPAREC der Risiken einer politischen Vereinnahmung der lokalen Friedenskomitees bewusst und bleibt auf der Hut vor zu viel Lob von Regierungsseite.
Nach dem blutigen Bürgerkrieg in Burundi versöhnen sich heute Überlebende und Täter. Unsere Partnerorganisation trägt maßgeblich dazu bei.
Jede Spende wirkt
Der Weltfriedensdienst macht Projekte wie in Burundi auf der ganzen Welt möglich.
Charlotte 18.10.2022
Gepostet in: Aktuelles, Burundi: Versöhnung unterstützen
Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause findet die Benefizkonzertreihe VOICES dieses Jahr wieder statt und feiert damit ihr 19. Jubiläum.
Freitag | 04.11.2022 | 19:00 Uhr
Trinitatiskirche | Karl-August-Platz
Berlin-Charlottenburg
(U7 Wilmersdorfer Straße)
Berliner Chöre mit einem vielfältigen Repertoire kommen an diesem Abend zusammen und veranstalten ein abwechslungsreiches wie anspruchsvolles Konzert. In diesem Jahr dürfen Sie sich freuen auf:
In der Pause gibt es ein Angebot an Kunsthandwerk aus Handwerksprojekten aus Namibia, z.B. Perlenarbeiten, Postkarten und Stickereien. Für Getränke ist ebenfalls gesorgt.
Der Erlös des Abends kommt Projekten für benachteiligte Kinder in informellen Siedlungsgebieten in Windhoek und Swakopmund zugute. In Zusammenarbeit mit dem Weltfriedensdienst e.V. unterstützt Voices dort die Arbeit von Selbsthilfeinitiativen – den Katutura-Kinderprojekten. Diese betreuen und fördern Kinder in Tagesstätten, unterstützen Schüler*innen mit Lehrmaterialien und Schuluniformen und versorgen sie täglich mit warmen und gesunden Mahlzeiten. VOICES leistet einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Unterstützung dieser Projekte.
Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 7 Euro.
Kartentelefon: 0179 478 6643
Weltfriedensdienst 15.10.2022
Gepostet in: Aktuelles
Eine rheinische Ära gab es auch beim Weltfriedensdienst – bei uns war es die Dekade von 1987 bis 1997. Sie war politisch und menschlich geprägt durch unseren damaligen Geschäftsführer Eberhard Bauer. „Koordinator“ hieß das seinerzeit bei uns. Das Wort stand für eine Menge widersprüchlicher Erwartungen, aber immer ging es um Kommunikation. Hier war Eberhard in seinem Element. Er bewegte sich gelassen und souverän in der Welt der entwicklungspolitischen Gremien, die wir uns im Rückblick etwas hochmütig als Altherrenklubs vorstellen. Soweit sie das waren, lag es nicht an Eberhard: Er war ein dynamischer Netzwerker, der seine Vertrautheit mit den staatlichen, kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen auch nutzte, um sie aufzumischen und weiterzuentwickeln. Die Gründung von VENRO sowie der Stiftung Nord-Süd-Brücken sind auch mit seinem Namen verbunden.
Seine große Stärke der persönlichen Kontaktpflege führte zum Erstkontakt des WFD mit der Stiftung Internationale Solidarität und Partnerschaft – und manchmal auch zu Fehleinschätzungen: „Das können die nicht tun“, befand er einmal zur Sorge um wegfallende Fördergelder, und kurz darauf taten „die“ es doch. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Eberhard hat den Weltfriedensdienst immer gut verankert und gleichzeitig zur Erneuerung inspiriert. Unsere selbstkritische, antirassistische Inlandsarbeit der neunziger Jahre ruhte auf vielen Schultern, doch der „Koordinator“ hat sie frühzeitig priorisiert und nach Kräften gefördert, als dies in der Szene noch lange nicht in aller Munde war.
Sein Selbstbewusstsein wurzelte in den Traditionen der frühen deutschen Entwicklungspolitik; er richtete sich darin allerdings nicht ein. Das Alte langweilte ihn auch, er sah dessen Reformbedürftigkeit und wagte sich immer wieder lustvoll auf unsicheres Terrain: Junge Mitarbeiter*innen mit neuen Ideen, kurze Hosen im Büro, unkonventionelle Rechtschreibung, bizarre Plakataktionen, Kurse bei der „Weiberwirtschaft“, Dekonstruktion von Männlichkeit, die einsetzende Digitalisierung. Ein Bild: Eberhard am winzigen grünen Display seines gebraucht gekauften Kleincomputers. Unterzeile: „Das genügt völlig. E-Mails werden sich nicht durchsetzen.“ Die blauen Jeans mit rotem Pulli belebten die „Ecke Friedrichstraße“ durch Humor und schützten uns vor der immer naheliegenden ideologischen Verkniffenheit. Bei manchen Themen und Konflikten wich freilich auch Eberhards Jovialität einer gewissen Dickfelligkeit. Immer bereit war er zum Fachgespräch über die Bundesliga. Die jüngsten Erfolge des deutschen Frauenfußballs hat er nicht mehr bei Bewusstsein miterleben können. Sie hätten ihm leisen Zweifel und viel Freude bereitet.
Eberhard ist am 3. September 2022 nach einer langen Zeit im Koma verstorben. Wir hätten ihm gewünscht, sich würdevoll aus seinem Leben verabschieden zu können.
Weltfriedensdienst 08.09.2022
Gepostet in: Aktuelles