Avocados
Vermeintliche Superfrüchte

Ob durch Foodblogger, Fitnessgurus oder Festivals, Avocados werden inzwischen geradezu verehrt. Dabei ist die vermeintlich „grüne“ Frucht gar nicht so nachhaltig wie sie scheint. Mit ihrem hohen Wasserverbrauch von ca. 1.000 Liter virtuellem Wasser pro Kilo ist sie sehr durstig und gefährdet zunehmend die Grundwasservorkommen, vor allem in sehr heißen Ländern. Denn die Avocado ist nicht nur eine wasserintensive Frucht, aufgrund der im Anbau anspruchsvollen Pflanzen ist es gar nicht möglich, sie in den meisten Teilen Europas anzubauen. Ursprung der Avocado-Pflanze ist der tropische Regenwald Mexicos und Mittelamerikas.

Avocadocreme, Avocadodip, Avocado Everywhere

Die hohe Nachfrage aus Mitteleuropa und den USA treibt den Anbau von Avocados in Monokulturen an, meist in Ländern mit geringem Grundwasservorkommen. Die Avocado-Konjunktur bringt weitere Nachteile mit sich. Um die hohe Nachfrage zu bedienen, werden Teile natürlicher Regenwälder abgeholzt. Das schadet dem weltweiten Öko- und Klimasystem, auch indigene Einheimische werden so aus ihrer Heimat vertrieben. Weite Transportwege mit Schiff oder Flugzeug tragen zur schlechten Ökobilanz der Avocado bei.

Nachhaltiger Konsum – Alternativen zur geliebten Avocado?

Das heißt nicht unbedingt, jeder, der ab und zu eine dieser sehr gesunden Früchte isst, sei ein nicht-nachaltiger Mensch. Dennoch muss man sich beim Kauf und Konsum von Avocados vor Augen führen, dass man damit vor allem sich selbst, aber nicht unbedingt seinen Mitmenschen und zukünftigen Generationen etwas Gutes tut. Wer nachhaltiger leben möchte, sollte daher Obst und Gemüse regional und saisonal einkaufen.

AKTUELL IN CHILE: AKTIVIST ERHÄLT MORDDROHUNGEN

Aktuell in Chile: Aktivist erhält Morddrohungen

„Sie trocknen uns aus“ – Rodrigo Mundaca. Der größte Teil von Chiles Bevölkerung wurde der eigenen Trinkwasserquellen beraubt. Neunzig Prozent der Wasserrechte sind in Chile privatisiert, was dazu führt, dass Unternehmen das Wasser aus den Flüssen auf Avocado-Plantagen und in private Brunnen ableiten.

Der Avocado-Anbau saugt landesweit die Wasserquellen leer

Zahlreiche Wasserkonflikte zwischen Agribusiness-Unternehmen, lokalen Kleinbauern sowie der ländlichen Bevölkerung gehören zu den Folgen des großflächigen Avocado-Anbaus. Die Wirtschaftsinteressen der Exportindustrie sind groß. Chiles größtes wirtschaftliches Standbein ist die Landwirtschaft und der Export von Avocados die größte Einnahmequelle. Exportiert wird fast ausschließlich in die reichen Industriestaaten Nordamerikas und Mitteleuropas.

Der Kampf um Wasser wird in Chile kriminalisiert

Rodrigo Mundaca, Agraringenieur und Generalsekretär von MODATIMA kämpft seit Jahren für das Recht auf Wasser in seiner Heimat, der Region Petorca. Er wurde deswegen bereits in seiner freien Meinungsäußerung eingeschränkt und mehrfach strafrechtlich verfolgt. Durch die Thematisierung von „Wasserraub“ in Chile und den Folgen des großflächigen Avocado-Anbaus erhielt er in der Vergangenheit mehrere Morddrohungen.

Im Moment steht Mundaca im eigenen Land unter Polizeischutz. Im Oktober 2019 erhielt er den Nürnberger Menschenrechtspreis. Die Jury hofft, die öffentliche Anerkennung, die mit dem Preis einhergeht, trägt zum Schutz seiner Person bei. Sie appellierte auch an die Verbraucher, diese neuen Informationen ernst zu nehmen und in ihre persönlichen Konsumentscheidungen einfließen zu lassen.

Durst?! So arbeitet der Weltfriedensdienst gegen Wasserraub

Bereits 2030 soll laut Prognosen die Hälfte der Weltbevölkerung unter Wassermangel leiden. Währenddessen geht 70 Prozent des weltweiten Trinkwasserverbrauchs auf die Landwirtschaft zurück. Avocado-Anbau ist dabei nur eines von vielen Beispielen für den immens hohen Wasserverbrauch der Landwirtschaft.

Da in vielen Ländern im globalen Süden Landwirtschaftskonzerne über eine große Macht verfügen, werden viele Regeln nicht respektiert und kostbare Wasservorräte einfach angezapft. Diese illegale Nutzung bezeichnet man als Wasserraub. Die ohnehin oft bereits unter Wassermangel leidende Bevölkerung in trockenen Gebieten vor Ort trägt somit den Schaden, den Konzerne für Profit verursachen.

Oftmals hat die Bevölkerung vor Ort keine Mittel, um sich gegen die mächtigen Konzerne zu wehren. Zunehmende Korruption und wechselnde Führungspersonen in großen Unternehmen erschweren rechtliche Schritte bei illegaler Wassernutzung. Den größten Schaden tragen also vor allem Unschuldige, die sich nicht wehren können.

Für eine gerechte Ressourcenverteilung müssen Organisationen vor Ort gegen Konzerne ankämpfen. Wir als Weltfriedensdienst unterstützen diese Organisationen finanziell und durch die Vermittlung von Fachpersonal. Des Weiteren klären wir mit Bildungsangeboten innerhalb von Deutschland über den Wasserverbrauch hier erhältlicher Lebensmittel und Produkte und dem damit verbundenen Wasserraub im globalen Süden auf.

Gemeinsam mit lokalen Partnern unterstützen wir Menschen, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Als gemeinnützige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit sind wir in mehr als 20 Ländern rund um den Globus aktiv.