Stärkung von Kindern und Jugendlichen
Für mehr Gerechtigkeit in Brasilien

Brasilien, die sechstgrößte Ökonomie der Welt, zeichnet sich durch eine extrem ungleiche Verteilung des Reichtums aus. Neben einer kleinen, sehr reichen Minderheit lebt ein Großteil der Bevölkerung unterhalb des Existenzminimums. Die Chancen im Leben werden häufig per Geburt festgelegt. Wer in den Favelas der Großstädte aufwächst, hat kaum die Chance, aus dem Teufelskreis von Armut und Gewalt auszubrechen.

Kindertagesstätten vor den Toren von Rio de Janeiro

Kinder aus Favelas in der Peripherie von Rio de Janeiro sind in jeder Hinsicht benachteiligt. Sie sind oft unter- oder mangelernährt, die hygienischen Bedingungen sind unzumutbar, es gibt keine Freizeit- und Kulturangebote. Seit mehr als 20 Jahren berät die Nichtregierungsorganisation CAMPO (Beratungszentrum für die Basisbewegung) arme Gemeinden dabei, ihren Kindern und Jugendlichen ein besseres Leben zu ermöglichen.

CAMPO berät Elterninitiativen dabei, einen Kindergarten zu etablieren, wo der Staat versagt. Die Organisation vermittelt engagierten Müttern das nötigste pädagogische Grundwissen und bildet sie laufend fort. Ist der erste Schritt getan, gelingt es den Gemeinden oftmals, den Staat in die Pflicht zu nehmen und die Personalkosten zu übernehmen. Zusätzlich werden Firmen und andere lokale Geldgeber gewonnen.

“Bei uns erleben Kinder zum ersten Mal, dass ihnen Zuwendung und Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, dass sie persönlich einen Wert für andere Menschen haben”, erzählt eine Erzieherin der Kindertagesstätte Serpa Saúde. „Die meisten Eltern, die um ihr Überleben kämpfen müssen, haben weder Kraft noch Zeit, mehr für ihre Kinder zu tun, als sie vor dem Verhungern zu bewahren.”

In Serpa Saúde und 7 anderen Kindertagesstätten lernen Kinder spielerisch die Welt kennen, treiben Sport und legen kleine Gemüsegärten an. Vor allem aber erlernen sie Sozial- und Hygiene-Verhalten. Die Kindertagesstätten bieten auch Elternkurse über gesunde Ernährung, Gesundheitserziehung oder den Umgang mit familiären Konfliktsituationen an.

Friedenskultur in den Favelas von Recife

Bildung und Aufklärung sind die wichtigsten Voraussetzungen, um Armut und Gewalt zu überwinden. Mit kreativen Methoden bildet die zivilgesellschaftliche Organisation AdoleScER (Erwachsen werden) Mädchen und Jungen aus armen Gemeinden von Recife zu „Peer Educators“ aus. So können sie ihr Wissen über Bürgerrechte, Umweltschutz und Familienplanung an Mitschüler*innen, Freunden und Nachbarn weitergeben.

Jugendliche werden eingeladen, sich mit der gewaltfreien Bearbeitung von Konflikten, mit Bürgerrechten, Umweltschutz, Familien- und Lebensplanung zu beschäftigen. Die Kurs-Teilnehmer*innen erfahren, wie sie Problemen, die ihren Alltag bestimmen, begegnen können: Rassismus, Drogenhandel, Polizeigewalt, Teenager-Schwangerschaften und HIV/Aids. Und sie erwerben die Fähigkeit, anschließend ihr Wissen Mitschüler*innen, Freunden und Nachbarn zu vermitteln.

„Nach und nach habe ich Zusammenhänge begriffen. Ich habe verstanden: Bildung befreit. Deshalb gebe ich jetzt alles, was ich gelernt habe, weiter. So möchte ich dazu beitragen, dass wir mit weniger Gewalt in einer gerechteren Gesellschaft leben können“, sagt Igor, einer der jungen Teilnehmenden. Er hat eine Ausbildung zum Konfliktlotsen gemacht und gehört inzwischen als Friedenserzieher zum jungen Kernteam von AdoleScER. Die Organisation half ihm, zu entdecken, was in ihm steckt. Jetzt ist er es, der seine Hoffnung, seine Vision von Solidarität und Selbstbestimmung, an Jüngere weitergibt.

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