Burundi: Versöhnung unterstützen

DorfbewohnerInnen in Burundi

Menschen zusammenbringen und Kommunikation ermöglichen– diese Aufgabe übernimmt MIPAREC in vielen Dörfern Burundis

Burundi leidet an den Folgen eines blutigen, Jahrzehnte dauernden Bürgerkriegs zwischen den Hutu und Tutsi. Das Land braucht vor allem nachhaltigen Frieden und eine stabile Demokratie. Mit einem Projekt des Zivilen Friedensdienstes leistet der Weltfriedensdienst einen Beitrag dazu.
Die vom Weltfriedensdienst unterstützte Organisation MI-PAREC (Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross) konzentriert sich auf den Osten Burundis. Sie wendet sich an Soldaten, Ex-Guerillas, rückkehrende Flüchtlinge und bezieht auch die traditionellen Friedensrichter mit ein. Ein Schwerpunkt der Arbeit sind mehrtägige Seminare und Fortbildungsveranstaltungen, bei denen über Hass und Misstrauen gesprochen werden kann und einstige Täter und Opfer erste Schritte aufeinander zu tun. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem meiner Feinde jemals wieder reden könnte“, berichtet ein Teilnehmer, „und jetzt habe ich mir mit ihm sogar meine Matratze und meine Decke geteilt.“

Zusammenarbeit ist möglich

Diese Verständigung macht auch gemeinsame Selbsthilfeaktivitäten möglich. So wurden in der Nähe der Stadt Gitega ein Schulgebäude errichtet und ein Feld angelegt, das gemeinsam bewirtschaftet wird und den Unterhalt der Waisenkinder aufbessert. Auch in anderen Regionen haben die Friedenskomitees Gemeinschaftsprojekte begonnen. Die gemeinsame Arbeit, die dem Wohl aller dient, hat Hutu und Tutsi einander näher gebracht. „Manchmal“, so erzählen einige Frauen, „fangen wir auch an, über die Vergangenheit zu reden. Dann können wir zusammen weinen. Und wir bitten einander um Entschuldigung für das, was wir uns angetan haben.“

Frieden und Entwicklung

Neben dem Aufbau weiterer Friedenskomitees kümmert sich Mi-Parec auch um die Ausbildung von Multiplikatoren, die die Idee der gewaltfreien Konfliktbearbeitung in ihre Dörfer und Gemeinden tragen und somit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung und zur Versöhnung leisten. Erst wenn Hass und Misstrauen überwunden sind, wird es in Burundi einen stabilen Frieden geben – Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung des Landes.
Sie können sich auch direkt auf der Webseite unseres Partners informieren: mipareceng.wordpress.com

Burundi: Versöhnung unterstützen

DorfbewohnerInnen in Burundi

Menschen zusammenbringen und Kommunikation ermöglichen– diese Aufgabe übernimmt MIPAREC in vielen Dörfern Burundis

Burundi leidet an den Folgen eines blutigen, Jahrzehnte dauernden Bürgerkriegs zwischen den Hutu und Tutsi. Das Land braucht vor allem nachhaltigen Frieden und eine stabile Demokratie. Mit einem Projekt des Zivilen Friedensdienstes leistet der Weltfriedensdienst einen Beitrag dazu.
Die vom Weltfriedensdienst unterstützte Organisation MI-PAREC (Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross) konzentriert sich auf den Osten Burundis. Sie wendet sich an Soldaten, Ex-Guerillas, rückkehrende Flüchtlinge und bezieht auch die traditionellen Friedensrichter mit ein. Ein Schwerpunkt der Arbeit sind mehrtägige Seminare und Fortbildungsveranstaltungen, bei denen über Hass und Misstrauen gesprochen werden kann und einstige Täter und Opfer erste Schritte aufeinander zu tun. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem meiner Feinde jemals wieder reden könnte“, berichtet ein Teilnehmer, „und jetzt habe ich mir mit ihm sogar meine Matratze und meine Decke geteilt.“

Zusammenarbeit ist möglich

Diese Verständigung macht auch gemeinsame Selbsthilfeaktivitäten möglich. So wurden in der Nähe der Stadt Gitega ein Schulgebäude errichtet und ein Feld angelegt, das gemeinsam bewirtschaftet wird und den Unterhalt der Waisenkinder aufbessert. Auch in anderen Regionen haben die Friedenskomitees Gemeinschaftsprojekte begonnen. Die gemeinsame Arbeit, die dem Wohl aller dient, hat Hutu und Tutsi einander näher gebracht. „Manchmal“, so erzählen einige Frauen, „fangen wir auch an, über die Vergangenheit zu reden. Dann können wir zusammen weinen. Und wir bitten einander um Entschuldigung für das, was wir uns angetan haben.“

Frieden und Entwicklung

Neben dem Aufbau weiterer Friedenskomitees kümmert sich Mi-Parec auch um die Ausbildung von Multiplikatoren, die die Idee der gewaltfreien Konfliktbearbeitung in ihre Dörfer und Gemeinden tragen und somit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung und zur Versöhnung leisten. Erst wenn Hass und Misstrauen überwunden sind, wird es in Burundi einen stabilen Frieden geben – Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung des Landes.
Sie können sich auch direkt auf der Webseite unseres Partners informieren: mipareceng.wordpress.com

Wie kann Mediation etwas ermöglichen, das eine Gerichtsverhandlung nicht zu leisten vermag?

Seit dem Bürgerkrieg der neunziger Jahre in Burundi spielen Friedenskomitees bei der Bearbeitung von Konflikten eine zunehmend wichtige Rolle. Ursprünglich als Gesprächs- und Versöhnungsgruppen in einigen wenigen Dörfern entstanden, sind mittlerweile Hunderte solcher Komitees im ganzen Land aktiv. Unterstützt werden sie seit vielen Jahren von der burundischen Nichtregierungsorganisation MIPAREC (Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross) in Zusammenarbeit mit dem Weltfriedensdienst. In den ersten beiden Kooperationsphasen konzentrierte sich die Beratung und Fortbildung auf die Mediation in Bodenrechtskonflikten und die Aufarbeitung der gewaltsamen Vergangenheit. Dieser Programmansatz wurde später erweitert: In Dialog- und Advocacy-Foren behandelt das Projekt nun auch strukturelle Konfliktursachen wie die politisch motivierte Vergabe von Landtiteln, geschlechterbasierte Gewalt oder die Instrumentalisierung arbeitsloser Jugendlicher als Parteimilizen. Rund 300 lokale und zwölf kommunale Friedenskomitees vermitteln inzwischen erfolgreich in vielfältigen Konflikten.

Friedensarbeit wirkt: Die freiwillige Abgabe illegaler Waffen und die sozioökonomische Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldat*innen haben die Gewalt in den Gemeinden deutlich reduziert.Es sei bemerkenswert, so WFD-Programmkoordinatorin Michaela Balke, dass Mediationsverfahren der Komitees oftmals ermöglichten, was Gerichtsverhandlungen nicht zu leisten vermögen. Sie stellt fest: „Gewalttäter aus dem Bürgerkrieg hatten vor Gericht ihre nachweisbaren Verbrechen geleugnet und lange Gefängnisstrafen akzeptiert. Als aber ein Mediationsverfahren eingeleitet wurde, begannen sie, offen über ihre Verbrechen zu sprechen, und waren sogar bereit, lebenslange Reparationen an die Opfer zu zahlen.“ Tatsächlich können die Friedenskomitees vielfach auch sehr verwickelte Situationen zu Fragen von Bodenrecht, genderbasierter Gewalt und Konflikten in Familie und Gemeinschaften erfolgreich klären. Das zeigen die dokumentierten Fälle, die Jahr für Jahr im vierstelligen Bereich liegen. Allein 2021 befassten sich die von MIPAREC begleiteten Friedenskomitees mit 1.324 Konflikten. In 65 Prozent der Fälle erreichten sie ein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis.

Friedensarbeit wirkt: Die freiwillige Abgabe illegaler Waffen und die sozioökonomische Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldat*innen haben die Gewalt in den Gemeinden deutlich reduziert.

                   

Alternative Rollenmodelle für gewaltbereite Jugendmilizen

Neben den Friedenskomitees haben MIPAREC und der Weltfriedensdienst den Aufbau von Trauma- und Selbsthilfegruppen und gewaltfreien Jugendclubs initiiert. „Den meisten Jugendlichen fehlt es an Perspektiven. Das macht sie besonders anfällig für Gewalt und Radikalisierung, etwa durch Parteimilizen“, stellt Michaela Balke fest. Workshops zu Bürgerrechten, Konfliktursachen und gewaltfreier Konfliktbearbeitung führen andere Rollenmodelle vor Augen. Gemeinsam arbeiteten Jugendliche verschiedener Parteizugehörigkeiten an Verhaltenskodizes, die im Vorfeld der allgemeinen Wahlen 2020 zu einem Gewaltverzichtsabkommen zwischen zwei verfeindeten Jugendmilizen führten.

Zwei Jugendliche aus der Gemeinde Nyanza-Lac berichten: „In den erarbeiteten Richtlinien verpflichten wir uns zu gegenseitigem Respekt. Alle haben die Vereinbarung unterschrieben und sich daran gehalten, es kam zu keinem einzigen Zwischenfall. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, Jugendliche in den umliegenden Gemeinden für ähnliche Vorhaben zu gewinnen.“

Wachsende Anerkennung staatlicherseits

In engem Kontakt mit den Komitees unterstützen mehrere Hundert Spar- und Kreditgruppen die Projekte. Im letzten Jahr wurden 7.000 Kleinstkredite an die rund 8.200 Mitglieder vergeben – bei einer Rückzahlungsquote von 79 Prozent. Und wichtiger noch: In allen Gruppen gibt es Mitglieder, die während der Pogrome auf verschiedenen Seiten standen. Gelegentlich engagierten sich Täter und Opfer im Rahmen dieser Selbsthilfegruppen sogar in gemeinsamen Existenzgründungsinitiativen, z.B. zur Aufzucht und zum Weiterverkauf von Schweinen, und teilen sich die Gewinne daraus.

Nach Jahren anfänglicher Skepsis vonseiten der Behörden und kommunalen Institutionen gegenüber der Arbeit der Friedenskomitees mehren sich seit geraumer Zeit die Anzeichen für eine Trendwende. So habe die staatliche Wahrheits- und Versöhnungskommission die Ergebnisse der Täter-Opfer-Vermittlungen der Friedenskomitees inzwischen offiziell anerkannt, berichtet unsere Partnerorganisation. Und mehr noch: „Kürzlich erklärte der 2020 neu gewählte Staatspräsident die von MIPAREC qualifizierten Friedenskomitees explizit zum zivilgesellschaftlichen Modell.“ Trotz dieser Anerkennung der Arbeit der Ehrenamtlichen in den Komitees ist sich MIPAREC der Risiken einer politischen Vereinnahmung der lokalen Friedenskomitees bewusst und bleibt auf der Hut vor zu viel Lob von Regierungsseite.

Nach dem blutigen Bürgerkrieg in Burundi versöhnen sich heute Überlebende und Täter. Unsere Partnerorganisation trägt maßgeblich dazu bei.

Jede Spende wirkt

 

Der Weltfriedensdienst macht Projekte wie in Burundi auf der ganzen Welt möglich.

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18.10.2022

Gepostet in: Aktuelles, Burundi: Versöhnung unterstützen

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Neben dem Aufbau weiterer Friedenskomitees kümmert sich Mi-Parec auch um die Ausbildung von Multiplikatoren, die die Idee der gewaltfreien Konfliktbearbeitung in ihre Dörfer und Gemeinden tragen und somit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung und zur Versöhnung leisten. Erst wenn Hass und Misstrauen überwunden sind, wird es in Burundi einen stabilen Frieden geben – Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung des Landes.
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Karte und Infokasten BurundiVon Matthias Hoffmeister und Théogène Habya­rimana (Veröffentlicht im KOMPASS #6 Migration anders denken)

Burundi ist einer der kleinsten Staaten Afrikas, aber – ebenso wie der nördlich gelegene Nachbarstaat Ruanda – dicht besiedelt. Im Index der menschlichen Entwicklung lag Burundi 2016 auf Platz 184 von 188. Das Land hatte 2016 das weltweit drittniedrigste BIP pro Kopf. Das Durch­schnittsalter beträgt 16,7 Jahre. Soziale Ungleichheiten und heftige politische Krisen haben in Burundi zu Flucht und Vertreibung Tausender geführt. Nach den Gräueltaten der 1990er-Jahre waren schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen vertrieben oder auf der Flucht.

Der 2001 ein­geleitete Friedensprozess hat zwar zur Rückkehr vieler BurunderInnen geführt, zugleich aber auch zur Verschärfung innergesellschaftlicher Kon­flikte. Dabei spielt die dichte Besiedlung des ostafrikanischen Landes und die Knappheit an fruchtbare Böden eine zentrale Rolle. Zivilgesellschaft­liche Friedenskomitees begleiten den Friedensprozess seither, indem sie etwa in Landkonflikten vermitteln und gegen ethnische Feindbilder und Stereotypen, für Vorurteilsfreiheit und Versöhnung werben, wie etwa Mi-PAREC. Doch Anfang 2015 stürzte Burundi erneut in eine tiefe Krise. Seither haben mehr als 500.000 Menschen ihre Heimat verlassen, und diese Migrationsbewegung hält weiter an. Burundi trat als erster Mit­gliedsstaat mit Wirkung vom 27. Oktober 2017 aus dem Internationalen Strafgerichtshof aus.

(mehr …)

15.05.2018

Gepostet in: Burundi: Versöhnung unterstützen, Der KOMPASS - Das Themenheft des Weltfriedensdienst