Albinismus in Afrika – der lange Weg zur Inklusion
Haut, die fast genauso weiß ist wie die Haare – daran erkennt man Menschen, die unter der Erbkrankheit Albinismus leiden. Die Betroffenen müssen sich gegen Stigmatisierung und Verfolgung wehren. Nach wie vor sind Morde und grausame Verstümmelungen an Menschen mit Albinismus in vielen Ländern Afrikas weit verbreitet.
Was ist Albinismus?
Albinismus ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung, durch die Haut, Haare und Augen hell und empfindlich sind. Die körperliche Ursache dafür ist eine Störung der Melaninbildung: Den Betroffenen fehlt das dunkle Hautpigment, das UV-Strahlung absorbiert und uns so vor Hautkrebs schützt. Weltweit wird etwa einer von 20.000 Menschen mit dem Gendefekt geboren. In manchen Ländern Afrika sind es mehr als 100 von 20.000.
Aberglaube und Mythen gefährden Menschen mit Albinismus
Afrikaner*innen mit Albinismus werden von der Gesellschaft isoliert und diskriminiert. Unglaublich, aber wahr: Der Handel mit den Gliedmaßen von Menschen mit Albinismus ist ein lukratives illegales Geschäft. Sogar ihre Gräber werden ausgehoben. Während das aus den Körperteilen gewonnenen Pulver Heilung, Glück und Reichtum bringen soll, gelten lebendige Menschen mit diesem Gendefekt als böses Omen oder verflucht. Gründe dafür sind fehlende Aufklärung und Bildung. Viele Menschen glauben an einheimische Mythen oder Religionen – und daran, dass die Erkrankung eine „Strafe Gottes“ sei.
Diskriminierung mit dramatischen Folgen
Viele von Albinismus Betroffene ziehen sich aus Angst vor Verfolgung aus der Öffentlichkeit zurück. Kinder mit Albinismus gehen oft nicht zur Schule. Ihre besonderen Bedürfnisse werden nicht berücksichtigt. Nicht einmal Sonnencreme zum Schutz vor dem erhöhten Hautkrebsrisiko oder Brillen gegen die Beeinträchtigung der Sehfähigkeit sind verfügbar. Doch ohne Bildung haben sie später kaum Chancen auf einen Job und sind damit einem besonders hohen Armutsrisiko ausgesetzt.
… und was hat Albinismus mit der Arbeit des Weltfriedensdienstes zu tun?
Gemeinsam mit Partnern engagiert sich der Weltfriedensdienst für breitenwirksame Aufklärungsarbeit, vollständige Gleichberechtigung und die Bildung von starken Netzwerken. Denn nur in einer Welt, in der jeder Mensch unabhängig von äußerlichen Merkmalen oder Behinderung angstfrei leben kann und keine Gewalt erlebt, wird es nachhaltigen Frieden geben.
Unser Partner STEPS: Aufklärung zum Albinismus im Videoformat
In Sambia gibt es mehr als 25.000 Menschen mit Albinismus. Insgesamt lebt jeder zehnte Mensch in Sambia mit einer Behinderung. Dennoch, so der Aktivist und bekannte Musiker John Chiti, ist „unsere Gesellschaft für Menschen mit Behinderungen taub.“ In Sambia gilt er als Mensch mit Albinismus nicht nur als behindert, sondern lebt mit der ständigen Gefahr von Übergriffen.
Die Inklusion von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereiche ist das Ziel von John Chiti und seinen Mitstreiter*innen. Um sie darin zu unterstützen, produzierte unsere südafrikanische Partner-NGO STEPS einen Film über Inklusion mit John Chiti als Protagonisten. Inzwischen wurde das Video „Music Activists“ von vier sambischen TV-Sendern ausgestrahlt und öffentlich per Telefon mit Zuschauer*innen diskutiert. Außerdem wurde eine Gesprächsrunde mit Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und der Polizei veranstaltet und ausgestrahlt.
Sie können das Engagement des Weltfriedensdienstes zur Inklusion von Menschen mit Albinimus unterstützen.