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Wie geht Friedensarbeit?

Friedensarbeit ist eine dauerhafte, generationenübergreifende Aufgabe, die uns alle angeht. Es geht darum, Bedingungen zu schaffen, unter denen möglichst viele Menschen friedlich miteinander leben können. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.

Ein friedenspädagogisches Werkzeug von GTO: Workshop-Teilnehmer*innen blicken zunächst auf die verschlossene Kiste. Auf dem Deckel steht die Frage „Wer wird Guinea-Bissau in Ordnung bringen?“ Sobald der Deckel öffnet, erscheint das eigene Gesicht im Spiegel. Da muss auch GTO-Gründungsmitglied Elsa Maria Ramos Gomes lächeln. Foto: Jasmina Barckhausen

Frieden ist ein Prozess und kein Zustand

Im besten Fall nehmen in diesem „Friedens-Prozess“ soziale Gerechtigkeit, Toleranz, Rechtsstaatlichkeit und Dialogfähigkeit zu – und Gewalt ab. Wir stärken diese Werte gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen durch langfristige Projekte, in denen sich beide Seiten auf einer gemeinsamen Ebene begegnen. Das ist unsere Kernaufgabe.

Konflikte sind ein notwendiger Bestandteil von Entwicklung. Wir bearbeiten sie gewaltfrei. Diese zivile Konfliktbearbeitung (Konflikttransformation) findet vor allem an der Basis einer Gesellschaft statt. Hier analysieren Menschen Konflikte, bringen Beteiligte zusammen, entwickeln gewaltfreie Lösungen und beugen Gewalt vor. Wenn Frieden auf diese Weise erreicht wird, kann er langfristig wachsen.

Wir verstehen uns als Teil einer weltweiten Bewegung. Denn im Einsatz für eine friedlichere und gerechtere Welt ist das mutige Handeln Einzelner ebenso gefragt wie die Arbeit an politischen Strukturen, Institutionen und Mechanismen, die dazu beitragen, Konflikte einzudämmen und Regionen zu befrieden.

Warum Friedensarbeit nicht „neutral“ sein kann

Friedensarbeit kann nicht „neutral“ sein. Unser Ziel ist eine gerechtere Welt, und deshalb kommt unsere Arbeit vor allem den Marginalisierten und Schwachen zugute. Dennoch versuchen wir, die Bedürfnisse und Interessen aller an Friedensprozessen Beteiligten zu erkennen.

Friedensarbeit bedeutet, Gruppen „konfliktfähig“ zu machen, damit sie ihre Anliegen gewaltfrei, aber wirkungsvoll artikulieren können (Empowerment).

In allen Kulturen gibt es Verfahren der Konfliktbearbeitung, die es zu erforschen und ggf. (wieder) nutzbar zu machen gilt.

Jeder Konflikt ist anders, daher gibt es auch unzählige Methoden der Konfliktbearbeitung. Drei Beispiele stellen wir Ihnen hier vor:

  • Friedenskomitees
  • Theater der Unterdrückten
  • Friedensradio

Weitere Methoden, die wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in der Konfliktbearbeitung einsetzen, finden Sie auf den Projektseiten.

Friedenskomitees

Ein Friedenskomitee bearbeitet Konflikte im gewaltfreien Dialog, beugt Konflikten vor und eröffnet neue Perspektiven. Es setzt sich aus Gemeindemitgliedern unterschiedlicher sozialer, ethnischer und religiöser Herkunft zusammen. Fast immer sind auch die Verwaltung, politische Parteien, religiöse Führer, Jugend- und Frauenorganisationen, Sicherheits- und Verteidigungskräfte, Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft vertreten. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, was ihnen Glaubwürdigkeit verleiht. Dank der vertrauensvollen Atmosphäre können die moderierten Treffen manchmal mehr bewirken als eine Gerichtsverhandlung (siehe „Friedensgruppe“).

Guinea

Theater der Unterdrückten

Das „Theater der Unterdrückten“ ist eine theaterpädagogische Methode der zur konstruktiven Konfliktbearbeitung. Das Publikum bestimmt die thematischen Schwerpunkte und wird aktiv in die Handlung einbezogen. Denn wer sich im Theaterspiel aus vorgegebenen Rollen befreit, kann sich auch im Alltag in ähnlichen Situationen couragiert verhalten. Das Publikum bringt Vorschläge zur Konfliktlösung ein, über die am Ende abgestimmt wird. So werden Problemlösungen entwickelt, die im besten Fall auch umgesetzt werden. Oft geht es um Nachbarschaftsstreit, Gewalt, Frauenrechte oder Landbesitzfragen.

Guinea

Friedensradio

In einem Land, in dem viele Menschen weder lesen noch schreiben können, sind Radiosendungen enorm wichtig. Die Sendungen werden oft in mehreren lokalen Sprachen ausgestrahlt und erreichen so auch Menschen in abgelegenen Gebieten. Sie informieren sachlich über aktuelle Konfliktthemen und lassen beide Seiten zu Wort kommen. Und sie bieten partizipative Gesprächsformate, in denen Betroffenen zu ihrer Sichtweise Stellung nehmen können. So werden die Zuhörer*innen ermutigt, Streitfälle lebhaft zu diskutieren und konstruktive Lösungen vorzuschlagen, um Konflikte dauerhaft zu entschärfen (siehe „Friedensjournalismus“).

Bolivien