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Starke Frauen im Fokus

Frauen stärken
Menschenrechte verteidigen
11. Dezember 2025

Zwei WFD-Fachkräfte unter den Gewinnerinnen des Fotowettbewerbs „Dekoloniale Perspektiven“

Gleich zwei Fachkräfte des Weltfriedensdienstes haben beim diesjährigen Fotowettbewerb der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) Preise gewonnen. Unter dem Motto „Dekoloniale Perspektiven“ prämierte die Jury Bilder, die globale Zusammenhänge, Machtstrukturen und solidarische Beziehungen auf frische und selbstkritische Weise beleuchten. Der Wettbewerb soll zum Nachdenken über Bildsprache anregen und den Austausch darüber fördern, wie wir die Welt und einander betrachten.

Unsere Preisträgerinnen

Svenja Jandrasits, Friedensfachkraft des Weltfriedensdienstes in Bolivien, erhielt den zweiten Preis mit einem eindrucksvollen Foto aus ihrer Arbeit mit der Partnerorganisation CJA. Auch Katja Dombrowski, bis 2025 Friedensfachkraft im Bolivienprogramm, wurde mit dem dritten Platz für ein Foto aus ihrer Arbeit mit der Partnerorganisation ACLO ausgezeichnet.
Beide Bilder zeigen Mädchen und Frauen, die mit Mut, Kreativität und Selbstbewusstsein ihre Gemeinschaften stärken – kraftvolle Symbole lokaler Perspektiven. Konflikte entstehen in den Köpfen. Genau dort setzen unsere Partnerorganisationen im Süden Boliviens an: Sie klären über Gewalt auf und zeigen Wege, Konflikte friedlich zu lösen.
Die Preisverleihung fand auf der Fachmesse „Engagement Weltweit“ in Siegburg vor rund 120 Gästen statt. Katja Dombrowski nahm den Preis stellvertretend für beide Preisträgerinnen entgegen und berichtete von der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen.

Alle ausgezeichneten Bilder stammen aus dem Zivilen Friedensdienst, alle wurden von Frauen aufgenommen – und alle zeigen Frauen. Es lebe die feministische Entwicklungszusammenarbeit!
Katja Dombrowski

Wir gratulieren beiden herzlich und freuen uns, dass die Arbeit des Weltfriedensdienstes und seiner Partnerorganisationen in Bolivien so sichtbar gewürdigt wurde.

Die Gewinnerbilder

Platz 2: „Gemeinsam andere Realitäten kennenlernen, um Veränderung zu bewirken“ von Svenja Jandrasits, Bolivien 2024.

Das Projekt „Frauen und Jugendliche als Protagonist*innen einer Friedenskultur im Süden von Bolivien, durch Forschung, Dialog und Kommunikation“ untersucht die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen in Chuquisaca mit der partizipativen Forschungsmethode Photovoice. Dabei machen Frauen ihre Erfahrungen und Perspektiven mithilfe von Fotografie sichtbar. Die entstandenen Bilder zeigen ihren Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und wurden in Dialogveranstaltungen mit Vertreter*innen sozialer Organisationen und der Politik präsentiert. Dieses Foto entstand bei einer dieser Ausstellungen. Es zeigt Mitglieder der Frauenorganisation „Centralía Provincial de Mujeres Bartolina Sisa“, die das Porträt einer Frau betrachten.

Svenja Jandrasits arbeitet als Fachkraft im Programm Ziviler Friedensdienst für das „Centro Juana Azurduy“, eine Partnerorganisation des Weltfriedensdienstes im Süden Boliviens.

Die Fotografin beschreibt die Szene als Ausdruck von Solidarität und gegenseitigem Zuhören: „Ich bin hier, ich habe ein offenes Ohr, ich interessiere mich für die Schicksale anderer Frauen.“ Dekoloniale Perspektiven zeige das Bild, so die Fotografin, weil die Frauen auf den ausgestellten Bildern selbst ihre Realitäten sichtbar machen und auf Veränderung drängen – nicht externe „Expert*innen“.

Die Jury lobte die präzise Komposition des Bildes. Durch seine unkonventionelle Perspektive bringe es die Forderung „Gemeinsam andere Realitäten kennenlernen, um Veränderungen zu bewirken“, überzeugend zum Ausdruck. Die Qualität des Fotos liege darin, dass es durch präzise Beobachtung einer alltäglichen Szene Gedanken über unser Zusammenleben provoziert, die weit über das rein Faktische hinausgehen.“

Platz 3: „Bildhoheit“ von Katja Dombrowski, Bolivien 2024.

Auf dem Foto ist die 15-jährige María José zu sehen – Schülerin und Teilnehmerin eines Photovoice-Projekts der WFD-Partnerorganisation Fundación Acción Cultural Loyola. Ziel des Projektes ist es, dass die Teilnehmenden ihre Lebensrealität mithilfe von Texten und Fotografien darstellen.

Katja Dombrowski war Fachkraft für den Weltfriedensdienst im Projekt „Konflikttransformation und Stärkung der Friedenskultur im Süden Boliviens“.

Die Fotografin schreibt dazu: „Bei diesem Selbstporträt liegt die Bildhoheit ganz bei María José. Sie inszeniert sich selbst und zeigt sich so, wie sie gesehen werden möchte. Ich habe diesen Moment mit der Kamera eingefangen, ohne ihre Pose oder ihren Blick zu beeinflussen.“

Auch die Jury war von dem Bild beeindruckt: „Bei diesem Foto mussten wir genauer hinschauen und über die Oberfläche hinausblicken. Auf den ersten Blick könnte man es als ein weiteres Selfie abtun – doch dahinter verbirgt sich viel mehr: Themen unserer modernen Gesellschaft wie Einsamkeit, Zugehörigkeit, die Suche nach Akzeptanz, Liebe und Vertrauen. Das Mädchen richtet die Kamera bewusst auf sich selbst – eine mutige und kraftvolle Geste, mit der sie ihre Sichtbarkeit und ihren Platz in der Gesellschaft (zurück)erobert. Die Fotografin bleibt dabei unaufdringlich im Hintergrund und lässt María José den Raum, sich frei zu zeigen. Das Ergebnis ist ein stilles, aber tief berührendes Bild, das zum Nachdenken anregt, ohne sich aufzudrängen.“

Die Bilder wurden im Rahmen des von AGdD und AKLHÜ initiierten Politikdialog zum Thema „Mit Entwicklungszusammenarbeit Zukunft gestalten“ im November 2025 in Siegburg vorgestellt und prämiert.

Platz 1: „Two Muslim women against gender-based violence in Nepal‘s lowlands“ von Kabita Gurung, Nepal 2024.

Das Foto entstand im Projekt „Ending Domestic Violence through Community Dialogue and Mediation“. Es zeigt zwei muslimische Frauen aus einer Selbsthilfegruppe gegen häusliche Gewalt. Rechts im Bild: Ruksar Begam, die Leiterin der Gruppe. Während einer Sitzung hilft sie Hairun Nesha, einer Betroffenen von häuslicher Gewalt, beim Unterschreiben eines Dokuments.

Kabita Gurung ist Projektmanagerin in einem ZFD-Projekt von United Mission to Nepal (UMN), einer Partnerorganisation von Brot für die Welt.

Die Fotografin beschreibt Nepal als eine bis heute patriarchalisch geprägte Gesellschaft, deren Strukturen auf die Ankunft der sogenannten „Arier“ (in Südasien wird dieser Begriff anstelle von „Indo-Europäer“ häufig verwendet) und das von ihnen eingeführte Kastensystem zurückgehen. Die britische Kolonialherrschaft habe diese Diskriminierung weiter verfestigt. Ruksar Begam musste sich in ihrem Leben zahlreichen Herausforderungen stellen – etwa dem erschwerten Zugang zu Bildung und dem Widerstand ihres Ehemannes gegen ihr Engagement. Aufgrund ihrer aktiven Mitarbeit in der Gruppe konnte sie an Schulungen in psychosozialer Beratung teilnehmen und wurde von den Mitgliedern zur „Friedensbotschafterin“ gewählt. Ihr Wissen bringt sie nun in der Selbsthilfegruppe ein.

Die Jury hob die sichtbare Verbundenheit zwischen den beiden Frauen hervor. Das Bild eröffne einen Perspektivwechsel, indem es zeige, dass Unterstützung unter indigenen Frauen aus ihrer eigenen Lebensrealität erwächst und keiner Hilfe von außen bedarf. Die ruhige Atmosphäre vermittle zudem, dass die Fotografin den Moment mit Achtsamkeit und Respekt eingefangen habe.

(Fotos: Svenja Jandrasits / Katja Dombrowski / Kabita Gurung / Jo Hempel)