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Dran bleiben: Zivilgesellschaft fördern

Der Bildungsapparat in Myanmar ist nach dem Putschversuch des Militärs im Februar 2021 und der Corona-Pandemie zusammengebrochen. Auch Akademiker*innen werden im Land kaum mehr ausgebildet. Eine unserer Partnerorganisationen hat deshalb diese Aufgabe übernommen.

Sie analysiert gemeinsam mit jungen Angehörigen benachteiligter ethnischer Gruppen lokale Themen auf hohem akademischen Niveau und qualifiziert sie so für den internationalen Austausch. So ist es unserer Partnerorganisation zum Beispiel gelungen, wissenschaftliche Beiträge von drei lokalen Kolleg*innen auf zwei internationalen Konferenzen zu platzieren – und sie dort persönlich zu präsentieren. Solche Möglichkeiten sind derzeit enorm wichtig, um der zunehmenden Isolation der Zivilbevölkerung in Myanmar entgegenzuwirken.

Projektsteckbrief
Region:
Asien
Land:
Myanmar
Schwerpunkte:
Aktionsforschung
demokratische Teilhabe
Flucht
Geschlechtergerechtigkeit
Konfliktbearbeitung

Die Welt schaut weg, wir bleiben dran!

Ganz Myanmar ist nach dem Putschversuch des Militärs 2021 im Widerstand. Die Organisationen der ethnischen Minderheiten und ihre Sicherheitskräfte unterstützen die Protestbewegung.

Seit 2015 unterstützen wir lokale zivilgesellschaftliche Basisorganisationen in Myanmar beim Aufbau von Kapazitäten in der Friedensarbeit und Demokratieförderung.

Das Projekt ist in den Staaten Kachin, Mon und Shan angesiedelt. Alle drei Regionen sind von ethnischen Konflikten sowie Vertreibung, Umsiedlung und Flucht geprägt. Immer wieder aufflammende Kämpfe, ökologisch und sozial unverträgliche Großprojekte sowie die anhaltende Migration in besser gestellte Nachbarländer wirken destabilisierend.

Seit 2021 wehren sich die Menschen in Myanmar mit Demonstrationen, Streiks und zivilem Ungehorsam. Foto: Jella Fink/WFD

Basisnahe zivilgesellschaftliche Organisationen in Myanmar und unsere Friedensfachkräfte setzen sich für sozialen Zusammenhalt und die Minderung von Fluchtursachen ein. Dazu fördern sie friedlichen Dialog, demokratische Teilhabe und konstruktive Interaktion zwischen den Bevölkerungsgruppen. Aufgrund des Putschversuchs des Militärs im Februar 2021 mussten die Partnerorganisationen ihre Arbeit stark einschränken und in der Folge anpassen, um nicht zur Zielscheibe der Militärregierung zu werden. Einige Projektmitarbeitende mussten in ein sicheres Nachbarland fliehen.

Hoffnungsvoll stimmt hingegen, dass die Militärjunta keinen gesellschaftlichen Rückhalt gewinnt. „Streiks, Proteste, Demonstrationen und Produktboykotte zeigen die Vehemenz und Ausdauer des Widerstands nach dem Putsch: Das Militär ist nicht in der Lage, sich als Regierung zu etablieren“, berichtet unsere Landeskoordinatorin Dr. Jella Fink. „In vielen Gebieten ethnischer Minderheiten existieren seit Jahrzehnten ethnische bewaffnete Gruppen, die sich gegen das Militär stellen und nun neuen Zulauf erhalten. Hinzu kommt der mobilisierte bewaffnete Widerstand, die so genannten Volksverteidigungskräfte, die bereits Teile des Landes unter ihre Kontrolle bringen konnten“.

„Das ganze Land wehrt sich gegen eine erneute Militärdiktatur!“
Dr. Jella Fink
Landeskoordinatorin

Trotz dieser massiven Bedrohungslage arbeiten unsere Partnerorganisationen kontinuierlich daran, die Zivilgesellschaft zu stärken. „Sie erfüllen eine wichtige Rolle als Ansprechpartner*innen für viele Menschen und lokale Gemeinschaften, die durch den Putschversuch und die immer noch spürbaren Folgen der Pandemie in ihrem Überleben bedroht sind“, erklärt Dr. Jella Fink.

Wir arbeiten mit verschiedenen lokalen Organisationen zusammen. Zu ihrer Sicherheit werden die Namen der Partnerorganisationen nicht öffentlich genannt. Wegen des Putschversuchs arbeiten unsere Friedensfachkräfte weiterhin von einem sicheren Nachbarland aus.

Sie haben Fragen zum Projekt?
Uli Schieszl
Programmkoordinatorin Palästina, Myanmar