Es ist Halbzeit für die UN-Nachhaltigkeitsziele. 2015 hatte sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gesteckt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Mit diesen Zielen sollen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten und menschenwürdiges Leben für alle ermöglicht werden.
Im Gegensatz zu den Menschenrechten, für dessen Einhaltung insbesondere Staaten verantwortlich sind, richten sich die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung auch an Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Das bedeutet, dass sowohl die deutsche Regierung, als auch wir alle angesprochen sind, nachhaltige Entwicklung für alle sicherzustellen. Das heißt, wir alle sind gefragt!
Die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030, die Sustainable Development Goals (SDGs), richten sich an alle: die Regierungen weltweit, aber auch die Zivilgesellschaft, die Privatwirtschaft und die Wissenschaft. (Grafik: Bundesregierung)
Im Juli 2023 schlugen fünf UN-Organisationen in ihrer Studie zum Stand der Ernährungssicherheit und der Ernährung in der Welt Alarm: 783 Millionen Menschen weltweit sind von Hunger bedroht. Das sind 122 Millionen mehr als 2019. Gründe sind die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen, Konflikte und Extremwetterereignisse.
Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, die meisten leben von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Sie ernähren die Welt, denn sie produzieren bis zu 70 Prozent der weltweiten Lebensmittel. Ihre Arbeitsgrundlagen sind Wasser und Land. In Folge des Klimawandels, wechseln sich Hitzeperioden mit Dürren häufiger mit Starkregenereignissen und Überschwemmungen ab. Wasser kann oft nicht mehr allmählich versickern und die Grundwasserspiegel auffüllen, sondern schießt nach Starkregen – oft mit dem fruchtbarem Boden – in Bäche, Flüsse oder in die Kanalisation. Wassermangel trifft die Menschen oft unverhältnismäßig stark, da sie meist keine ausreichenden finanziellen Ressourcen haben, um sich Wasser über Pumpen, Brunnen oder Zukäufe zu sichern. Die Folgen sind oft Mangelernährung und Hunger, Armut und soziale Ungerechtigkeit. Zunehmender Wasserstress kann daher zukünftig der Grund für zunehmende wasserbezogene Konflikte, politische Instabilität und Migrationsdruck sein.
Um das SDG 2 zu erreichen, braucht es ein grundsätzliches Umdenken in der Landwirtschaft. Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz. Die Agrarökologie etwa bietet Lösungen für die Herausforderungen der Landwirtschaft im Hinblick auf Wasser, ländliche Entwicklung, klimaresistente Landwirtschaft und gerechte Ernährungssysteme. Im Kleinen gibt es diese Antworten bereits: Unsere Partnerorganisationen in Senegal und Simbabwe setzen genau den benötigten ganzheitlichen sozial-ökologischen Ansatz mit der Agrarökologie um. Sie bringen alle Menschen in betroffenen Gegenden an einen Tisch, um den Zugang und die Verteilung von Land- und Wasserressourcen partizipativ und vorausschauend zu verwalten und integriert zu bewirtschaften.
Zum Thema Hunger haben wir deswegen unsere Kolleg*innen im In- und Ausland befragt, was wir hier in Deutschland tun können:
Denn in Deutschland bringen wir die Erfolge, aber auch die Forderungen unserer Partnerorganisationen in umwelt- und entwicklungspolitische Netzwerke ein und setzen uns mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen gegenüber Politik und Wirtschaft für ein Umdenken ein. Das ist unser Beitrag zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 2.
Gemeinsam mit lokalen Partnern unterstützen wir Menschen, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Als gemeinnützige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit sind wir in mehr als 20 Ländern rund um den Globus aktiv.
Weltfriedensdienst 14.09.2023
Für unsere Geschäftsstelle in Berlin suchen wir zum 15.11.2023 eine*n engagierte*n
Content-Manager (m/w/d) als Elternzeitvertretung
für 25 Std./Woche
Als Content-Manager (m/w/d) implementieren und optimieren Sie unsere Content-Strategie und pflegen unsere Online-Präsenz mit dem Ziel der Leadgenerierung. Sie planen und veröffentlichen Content auf allen unseren Online-Kanälen und unterstützen dabei die Bereiche Fundraising, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. In enger Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Dienstleistern entwickeln Sie den Webauftritt weiter, um die Bindung privater Spender*innen an den Weltfriedensdienst zu stärken. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir neue Zielgruppen von unserem Einsatz für eine gerechtere und friedlichere Welt überzeugen und diese als Unterstützer*innen unserer weltweiten Friedensarbeit gewinnen.
Im Zuge unseres aktuellen Website-Relaunches kann es zu temporären Stundenerhöhungen von 25 Std./Woche auf 30 Std./Woche im ersten Halbjahr 2024 kommen.
Ihre Aufgaben
Das bringen Sie mit
Wir bieten Ihnen
Vielfalt ist uns wichtig. Wir freuen uns über qualifizierte Bewerbungen von allen Personen, unabhängig von Geschlecht, Konfession oder Herkunft. Schwerbehinderte Menschen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt. Diese Stelle ist als Elternzeitvertretung auf 18 Monate befristet.
Senden Sie bitte Ihre Bewerbung (Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse) in einem PDF-Dokument (max. 5 MB) bis zum 04.10.2023 an bewerbungen@weltfriedensdienst.de. Bitte geben Sie auch an, wie Sie von der Stellenausschreibung erfahren haben. Mit Fragen wenden Sie sich bitte an Nadine Schott unter schott@weltfriedensdienst.de oder Tel. 030-253 990-16. Die Auswahlgespräche finden am 11. und 12.10.2023 statt.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung und hoffen, Sie bald in unserem Team begrüßen zu dürfen!
Hier finden Sie die Stellenausschreibung als PDF.
Wer wir sind
Der Weltfriedensdienst arbeitet seit 1959 weltweit mit Partnern der lokalen Zivilgesellschaft für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung. Solidarische Fachleute mit internationaler Erfahrung stärken unsere Kooperationen. Im Fokus steht dabei ein gewaltfreier und gerechter Umgang mit Ressourcen. Als einer der sieben anerkannten Entwicklungsdienste und Träger des Zivilen Friedensdienstes unterstützen wir eine basisnahe, kritische Entwicklungszusammenarbeit.
Hier finden Sie unser Profil.
Weitere Informationen über den Weltfriedensdienst finden Sie hier:
Jahresbericht | Instagram | Facebook | Newsletter
Weltfriedensdienst e.V. | Am Borsigturm 9 | 13507 Berlin | wfd.de
wurm 05.09.2023
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Im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) suchen wir zum nächstmöglichen Termin eine
Standort: Haifa/Israel
For English version, click here (PDF)
Adalah – The Legal Center for Arab Minority Rights in Israel ist ein 1996 gegründetes unabhängiges Rechtszentrum und eine Menschenrechtsorganisation, die sich unter anderem für die Rechte der palästinensischen Bürger*innen Israels einsetzt. Im Rahmen des gemeinsam mit Adalah durchgeführten Projektes „Trainings for Peace & Human Rights“ sucht der Weltfriedensdienst eine ZFD-Fachkraft zur Beratung der Partnerorganisation in strategischer Kommunikation bezüglich digitaler Medien und IT. Die Medienfachkraft arbeitet auf Ebene der Projektdurchführung als integraler Part des Projektteams von Adalah und bietet Beratung und Trainingsmaßnahmen sowie Unterstützung für das Projektpersonal in Medienfragen an.
Ihre Aufgaben
Das bringen Sie mit
Wir bieten Ihnen
Vielfalt ist uns wichtig. Daher freuen wir uns über qualifizierte Bewerbungen von allen Personen, unabhängig von Geschlecht, Konfession oder Herkunft. Aufgrund der Bestimmungen des deutschen Entwicklungshelfergesetzes (EhfG) können wir nur Bewerbungen von Bürger*innen der EU berücksichtigen.
Bitte senden Sie Ihre elektronische Bewerbung (Motivationsschreiben, Lebenslauf, relevante Zeugnisse und Referenzen) in einem PDF-Dokument (max. 5 MB) unter Angabe Ihrer Verfügbarkeit mit dem Betreff: „Bewerbung Adalah“ an auslandsbereich@weltfriedensdienst.de, und in Kopie/cc an die zuständige Programmkoordinatorin für Palästina/Israel, Uli Schieszl: schieszl@weltfriedensdienst.de. Bitte geben Sie auch an, wie Sie von der Stellenausschreibung erfahren haben.
Die Stellenausschreibung als PDF finden Sie hier.
Weltfriedensdienst e.V.
Der Weltfriedensdienst arbeitet seit 1959 weltweit mit Partnern der lokalen Zivilgesellschaft für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung. Solidarische Fachleute mit internationaler Erfahrung stärken unsere Kooperationen. Im Fokus steht dabei ein gewaltfreier und gerechter Umgang mit Ressourcen. Als einer der sieben anerkannten Entwicklungsdienste und Träger des Zivilen Friedensdienstes unterstützen wir eine basisnahe, kritische Entwicklungszusammenarbeit.
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personal 03.08.2023
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Terms of Reference
Feasibility study for Agro-ecological Programme in Zimbabwe
For PDF version click here.
The World Peace Service (Weltfriedensdienst e.V.; WFD) is searching for a consultant / consultant company to conduct a feasibility study for its agro-ecological programme in Zimbabwe.
The WFD is a politically independent non-profit organisation without religious affiliation. We have been working in crisis and conflict regions since 1959. As a recognised partner in international development cooperation and implementing organisation of the Civil Peace Service, we support civil society organisations, especially on the grassroots level, and strengthen local ownership in development cooperation.
Together with our local partner organisations, we empower people in Africa, Latin America and Asia to improve their living conditions through their own efforts. We support them in managing conflicts peacefully, in managing resources in a democratic and sustainable manner, in promoting food security and in protecting human rights. Hand-in-hand with local civil society organisations, advisors strive for peace, justice and sustainable development.
In Chimanimani, WFD is working since 2002 with community based organisations on agro-ecological approaches, especially in terms of water use management and farming techniques as well as land and livestock management. After a period of funding separate projects with local partner organisations such as PORET, TSURO and PELUM Zimbabwe, WFD aims at combining the efforts of our partners to have larger and wider impact on the population and the environment in Chimanimani as well as political decision makers on district, province and national levels. A consolidated programme has therefore been proposed to the German Ministry for Technical Cooperation and Development (BMZ), incorporating the above mentioned organisations as partners. Technical advisors will be seconded to the project region to support and develop both, technical and coordination capacities.
The objective of the present feasibility study is to provide WFD and its local programme partners with a solid basis for enhancing the programme concept by clarifying requirements, opportunities and risks, and offering guidance on optimising the concept, where necessary.
In particular, this involves an assessment of the feasibility of the programme and a systematic review of the extent to which the programme approach can plausibly achieve the planned impacts and improvements under the existing prevailing circumstances. The joint learning from the insights gained seeks to increase the effectiveness and sustainability of the programme.
Based on the programme context in the annex, the consultant will assess the following research questions:
1) Initial situation and problem analysis, on macro- meso- and micro-levels
2) Local programme partner in the partner country
3) Beneficiaries and other stakeholders (on a micro-, meso- and macro-level)
4) OECD-Criteria[1]
Relevance – To what extent is the planned programme doing the right thing?
Coherence – how suitable is the intervention?
Effectiveness – which programme approach is best for achieving the objectives?
Efficiency – is the proposed programme’s planned use of funds a cost-effective method to achieve its objectives?
Impact (significance) – what contribution does the planned programme make to achieving higher-level development impact?
Sustainability – to what extent will the positive impact remain once the programme has ended (without additional external funding)?
5) Concrete Recommendations
On the basis of the main findings the consultant will develop concrete suggestions for each of the above-mentioned areas which can then be incorporated into the programme concept. The overall guiding questions are:
The feasibility study process will include two major steps:
Deliverables | Date | Comments |
Submission of financial and technical proposals | 21.08.2023, 23:59 CEST | Please send your proposal to following email address:
ramones@wfd.de, citing as subject “ZWE – feasibility study” For consideration, your proposal must include: – CV of participating researchers – Proof of previous experience for similar consultancies (work samples etc.) – Technical proposal with description of the consultant’s understanding of the context and his/her approach in terms of methodology for both, literature review and field assessment – Financial proposal and proposed timeline |
Contraction of consultant | 30.08.2023 | |
Inception report with detailed methodology and tools | 04.09.2023 | The inception report should include following elements:
– Description of the consultant’s understanding of the context and main problem analysis – Methodology for literature review (detailed list of relevant policies, studies, documents to be included) – Methodology for field assessment (quantitative and qualitative tools) – Updated timeline |
Preliminary report and presentation of findings | 04.10.2023 | In a presentation to stakeholders such as WFD and identified organisations, the consultant will present:
– Context on micro- meso- and macro level – Stakeholder Mapping – Main findings on each OECD criteria – Main recommendations |
Submission of final report (including relevant data bases for future use) | 13.10.2023 | The structure of the final report must contain:
– Context and problem analysis – Objectives of the study – Methodology – Results · Stakeholder Mapping · Market assessment and opportunities · Baseline data for possible impact indicators · OECD criteria – Recommendations (impact matrix, activities and possible budget) |
Applicants may be individual consultants, a group of individual consultants or consulting companies with relevant expertise. Applicants must have at a minimum the following qualifications:
Bringing back biodiversity and water tables – scaling up agro-ecological approaches to ensure food and nutrition security and preserve the environment.
In Zimbabwe, the agricultural sector is dominated by 1.5 million small farmers. They produce about 70% of Zimbabwe’s staple foods and practice rain-fed agriculture on an average land area of 2 hectares. The majority of small farmers reside in regions characterized by high temperatures, low annual rainfall, and soil degradation: Climate change, soil degradation, loss of biodiversity, and outbreaks of pests and diseases mean that small farmers are increasingly impoverished by declining harvests and even less able to offset the impacts of climate change. This is also the case for the programme region, Chimanimani. To a large extent, industrial agriculture, the massive use of synthetic fertilizers, hybrid seeds, and pesticides and herbicides have contributed to these deteriorating circumstances. Declining soil quality must be countered with increased use of artificial fertilizers, leading to further soil degradation that reduces yields achieved over time and increases risks for farmers as production costs rise. Agro-ecological approaches have been identified as a sustainable solution to enhance resilience, improve livelihoods of farmers and protect the environment from further harm.
The above mentioned problems are thus two-folds: on an environmental scale as well as on a population’s income and livelihood scale. The programme proposes activities on household, community and national level to contribute to a sustainable development in Chimanimani which are in line with SDG 1, 2, 12, 13, 15.
Agro-ecological approaches on household and landscape level
The programme proposes a landscape and model village concept. Agro-ecological practices, such as holistic land and livestock management (HLLM) and permaculture will be intensified and scaled up in areas with low biodiversity and receding water tables. Trainings
A model village approach (for example such as eco-village) will implement permaculture designs and water harvesting systems on household level and surrounding areas (such as watershed areas). These activities will have an impact on both, household income on individual homestead area and the general water table recharge.
HLLM activities will focus on high adherence of cattle owners in well specified areas with low biodiversity. Investments on water sources, fencing and veterinary services will create the necessary cattle rearing infrastructure. Communities will be encouraged to combine agricultural activities and cattle farming through for example crop field impaction.
Continuous training courses on relevant agro-ecological approaches, especially permaculture and HLLM, but also related methods such as seed management, production of bio-fertilizer, etc) will enhance skills and resilience capacities of the target group.
Regular technical support from experts beyond the implementing partners (such as ACHM) will ensure technical advice on challenges and increase capacities of implementing partners.
Beyond the increase of individual skills, the above mentioned activities will also enhance communities’ responsibility and ownership of commonly owned land and resources as they will jointly plan the implementation of eco-village, water-harvesting systems, grazing plans etc.
Market Access
Depending on the results of the market analysis, territorial markets and linkages to provincial markets for identified products with promising value chains will the established or improved.
Joint learning and building of synergies
Through the consolidated programme approach, implementing partners will enhance coordination, joint learning and building of synergies. Exchange visits between organisations, communities and individual farmers will increase exchange, learning and social cohesion in the project region.
Creation of evidence and policy influence
Shared learning documentation of approaches and evidence creation through Participatory Action research will increase visibility of the project at national and continental level, mainly through the PELUM Zimbabwe Network. The created evidences will also be used to influence identified policies on district and national level towards a sustainable agricultural system.
[1] Detailed information on the OECD criteria can be found at https://www.oecd.org/dac/evaluation/daccriteriaforevaluatingdevelopmentassistance.htm
personal 27.07.2023
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Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Zu diesem Anlass stellen wir in diesem Jahr die Arbeit einer Frauenorganisation in Bolivien vor. In dem stark patriarchalisch geprägten Land werden Frauen systematisch benachteiligt. Das Centro Juana Azurduy (CJA) mit Sitz in Sucre, ZFD-Partnerorganisation des Weltfriedensdienstes, unterstützt Frauen darin, patriarchale Strukturen zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, Veränderungen voranzutreiben, geschlechtsbezogene Ungleichheiten zu reduzieren und Frauen in der Wahrnehmung ihrer Rechte zu stärken.
Durchführung einer Fokusgruppe im Rahmen des Forschungsprozesses in Villa Serrano. (Foto: Milenka Noelia Encinas Salinas, Genehmigung zur honorafreien Verwendung liegt vor)
Erst wenn Menschen die eigene Realität erkennen und sich kritisch mit ihr auseinandersetzen, können sie Veränderungen bewirken. Hier setzt CJA an. Mittels partizipativer Aktionsforschung, einer Methode der Konfliktbearbeitung, bekommen junge Frauen die Möglichkeit, als Forschende selbst konfliktbehaftete Zustände zu untersuchen, Veränderungsvorschläge auszuarbeiten und diese zu verbreiten. Die Frauen sind Mitglieder sozialer Organisationen aus fünf ländlichen und städtischen Gebieten des Regierungsbezirks Chuquisaca im Hochland Boliviens.
Die Teilnehmerinnen setzten sich zunächst mit Dominanzstrukturen wie Machismo oder Gewalt gegen Frauen auseinander und reflektierten deren Auswirkungen auf das eigene Leben und die Gesellschaft. Auf dieser Grundlage identifizierten sie ihr Forschungsthema: die fehlende Mitverantwortung bei der Wahrnehmung von Betreuungsaufgaben. Das Thema ist bislang in Bolivien wenig untersucht und von hoher Relevanz für die Frauen. Denn die große – oftmals alleinige – Verantwortung für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen hindern sie häufig an einem selbstbestimmten, unabhängigen Leben.
Teilnehmerinnen des Forschungsprozess bei der Durchführung einer Fokusgruppe. (Foto: Svenja Jandrasits/WFD)
María Reina Zárate aus Tarabuco, eine Teilnehmerin am Forschungsprozess des Centro Juana Azurduy. (Foto: Svenja Jandrasits/WFD)
Die Ergebnisse der Forschung, die auf qualitativen und partizipativen Techniken basierte, zeigen deutlich, dass Veränderung dringend notwendig ist. Die Teilnehmerinnen fordern, dass Betreuung zur Aufgabe aller werden muss: der Angehörigen, insbesondere der männlichen, durch die Übernahme von Sorgearbeit, des Staates durch geeignete Versorgungseinrichtungen und öffentlicher Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen, sozialer Organisationen, indem sie sich mit dem Thema beschäftigen, sowie privater Unternehmen und Institutionen, indem sie die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen fördern.
Die Forschungsergebnisse sind in einer Publikation festgehalten und werden im Rahmen von Dialogveranstaltungen mit politischen Autoritäten und Vertreter*innen sozialer Organisationen sowie Medien verbreitet. Der Prozess hat bereits Veränderungen bei den Teilnehmerinnen selbst und ihrem Umfeld in Gang gesetzt. „Früher fühlte ich mich minderwertig, weil ich eine Frau war. Von mir wurde erwartet, dass ich zu Hause bleibe. Jetzt hinterfrage ich vieles und ich schätze mich viel mehr“, erklärt Celia Vargas Llaveta von der Organisation Nación Originaria Yampara aus Tarabuco. Ziel ist es, die Veränderung nun auch auf die gesellschaftliche Ebene auszuweiten.
Das hauseigene Radio der ZFD-Partnerorganisation CJA, Radio Encuentro (deutsch: Radio Begegnung), behandelt in seinem wöchentlichen Programm Diálogos Urgentes (deutsch: Dringende Dialoge) aktuelle, kontrovers diskutierte Themen. Die Gesprächspartner*innen kommen etwa aus der Zivilgesellschaft oder Politik, zum Teil befinden sie sich selbst in einer Konfliktsituation. Ziel des Radioprogramms ist es, den Dialog zu fördern. Durch Friedensjournalismus verbreitet es Ideen für einen friedlichen Umgang mit den kontroversen Angelegenheiten. Dabei bringt es stets eine Genderperspektive mit ein, um Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen. Zu den Themen, die bislang im Rahmen der Dialoge behandelt wurden, gehören beispielsweise die „Bedeutung von Überwachungskameras zur Verhinderung von geschlechtsbezogener Gewalt“, die „Verhinderung von Kinder- und Jugendschwangerschaften“ oder die Frage, „inwieweit Schönheitswettbewerbe Gewalt erzeugen“.
„Radio Encuentro wurde gegründet, um ein verantwortungsvolles Medium zu sein. Ein Medium, das Demokratie, Respekt, Gleichheit und Nicht-Diskriminierung fördert und gegen patriarchale Strukturen, gegen Machismo und gegen Gewalt vorgeht“, erläutert CJA-Direktorin Martha Noya. „Hörer*innenbefragungen bestätigen, dass das Radio die Rechte der Frauen und der Menschen verteidigt und dass es ein friedensstiftendes Radio ist. Diese Rückmeldung gibt uns das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.“
Weltfriedensdienst 08.03.2023
Gepostet in: Aktuelles, Bolivien: Prävention und Konflikttransformation