Frauen weltweit stärken und Gewalt abbauen
Der Kampf für Frauenrechte reicht weit in die Geschichte zurück – und ist bis heute aktuell. Denn noch immer werden Frauen in unserer Gesellschaft benachteiligt. Das muss sich ändern! Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen in ihrer Arbeit für gleichberechtigte Gesellschaften weltweit, in denen alle Menschen unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität ihr Leben selbstbestimmt leben können.
Frauen* kämpfen für ihre Rechte
Patriarchale Strukturen prägen seit Jahrtausenden fast alle Gesellschaften. Die Folge: Das Patriarchat galt als „natürlich“ und alternativlos. Dass das heute nicht mehr der Fall ist, haben wir Generationen von Freiheitskämpfer*innen zu verdanken, die sich strukturelle Ungleichheiten nicht gefallen ließen. Sie kämpften und kämpfen für gleiche Rechte und Chancen, für körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.
Wie notwendig das ist, zeigt ein Blick in die jüngere deutsche Geschichte: Erst seit 1977 können alle Frauen zumindest rechtlich selbst über ihr (Berufs-)Leben entscheiden. Bis dahin gab es in der BRD noch Gesetze, die dies verhinderten – die DDR war der Bundesrepublik in Sachen Gleichberechtigung viele Jahre voraus. Erst seit 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland strafbar. Und bis heute gelten Abtreibungen als Straftaten, die nur unter bestimmten Bedingungen straffrei bleiben. Viele Diskriminierungen haben bis heute Bestand:
- Frauen verdienen in Deutschland fast ein Fünftel weniger als Männer.
- Frauen leisten den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit.
- Frauen erhalten nur halb so viel Rente wie Männer und sind stärker von Altersarmut betroffen.
- Überwiegend Frauen arbeiten in Teilzeit.
Frauenrechte und Zugang zu Ressourcen
Frauen sind nicht nur stärker von sozialer Ungleichheit betroffen als Männer, sie haben auch weniger Zugang zu Ressourcen wie Bildung oder politischen Netzwerken. Dies führt dazu, dass Frauen und frauenpolitische Themen in Politik und Gesellschaft seltener vertreten sind. Viel zu oft wird Mädchen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt, so dass sie von ihren Familien abhängig bleiben. Von den Menschen, die weltweit ohne grundlegende Lese- und Schreibkenntnisse leben, sind fast zwei Drittel Frauen. Auch eine schlecht ausgebaute Infrastruktur trifft Frauen besonders hart. In einer gerechten Gesellschaft können alle Menschen auch deshalb selbstbestimmt leben, weil sie die gesellschaftlichen Ressourcen gleichberechtigt nutzen können.
Sexuelle Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft
Gewalt in der Partnerschaft ist weltweit die häufigste Form geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen (87 %). Die Dunkelziffer dürfte aufgrund von Stigmatisierung und fehlender Dokumentation deutlich höher liegen. In Krisensituationen nimmt die Gewalt gegen Frauen zu.
Doch Gewalt in der Partnerschaft beginnt selten mit körperlichen Übergriffen. Bevor es zu den ersten Schlägen kommt, sind die Betroffenen psychischer Gewalt ausgesetzt. Betroffene sind sich oft nicht bewusst, dass das, was sie erleben, Gewalt ist. Auch im Bekanntenkreis oder in der Familie bleibt psychische Gewalt daher oft lange unbemerkt. Dazu tragen vor allem gängige Gewaltvorstellungen und mangelnde gesellschaftliche Aufklärung bei.
Eine besonders brutale Form der Gewalt gegen Frauen ist die Genitalverstümmelung. Dieser medizinisch unnötige und lebensbedrohliche Eingriff nimmt Frauen ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Die Betroffenen haben oft ein Leben lang mit den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen zu kämpfen. Die Praktik stellt eine Menschenrechtsverletzung dar und gilt in der EU ausdrücklich als Straftat. Dennoch sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen betroffen – allein in der EU sind es rund 500.000.
Beispiel Bolivien
Jeder Mensch auf der Welt hat das Recht auf Freiheit und freie Entfaltung. Da diese Rechte jedoch nicht immer vollständig verwirklicht sind, stärken wir mit unserer Arbeit Frauen und Mädchen weltweit.
In Bolivien kooperieren wir mit der Frauenorganisation Centro Juana Azurduy (CJA). Mit ihren partizipativen Projekten sensibilisieren unsere Kolleg*innen vor Ort Frauen für ihre Rechte und stärken ihr Selbstbewusstsein. Für viele ist dies der erste Schritt in ein neues, selbstbestimmtes Leben, in dem sie sich gegen Abwertung und Diskriminierung zur Wehr setzen.
Genau hier setzen die Projekte des Weltfriedensdienstes zu Frauenrechten und Geschlechtergerechtigkeit an: Dauerhafter Frieden kann nur in einer gewaltfreien Gesellschaft entstehen.
Headerbild: Lautstark gegen psychische Gewalt gegen Frauen. Foto: Svenja Jandrasits/CJA