Lithium-Abbau in Südamerika – Aus dem Salzsee ins Handy
Der Rohstoff Lithium steckt in vielen technischen Geräten unseres Alltags, etwa in Smartphones, Laptops und besonders in Batterien. Große Lithiumbatterien wiederum stecken in einem der derzeit wichtigsten Ansätze für eine nachhaltige Zukunft: in Elektroautos.
Doch hilft uns diese Ressource, eine nachhaltige Zukunft für alle zu erreichen? Um diese Frage zu beantworten, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Bisher geht der Lithium-Abbau einher mit immensem Wasserverbrauch und Wasserraub sowie der Missachtung von Rechten der indigenen Bevölkerungen.
In den Anden, im sogenannten Lithium-Dreieck an der Westküste Südamerikas, vermutet man heute 70 % des weltweiten Lithiumvorkommens.1 In Salzseen lagert das begehrte Lithium als Bodenschatz.
Die Herstellung von 1 kg Lithium verbraucht fast 2.000 l Wasser – und das in einer der trockensten Regionen der Welt.
Allein in einem Smartphone stecken ungefähr 3 g Lithium.3 Bei einer Absatzmenge von weltweit 1,28 Milliarden Smartphones im Jahr 2020 ist die Menge des verwendeten Lithiums unvorstellbar.4 Was genauso unvorstellbar ist: Gleichzeitig gibt es in Deutschland 200 Millionen Schubladenhandys!
Lithium-Abbau: so kommt das Lithium aus dem See ins Handy
Die größten Lithiumvorkommen befinden sich im sogenannten Lithium-Dreieck zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Diese Region ist für den Abbau von Lithium von globaler Bedeutung und gekennzeichnet durch extreme Trockenheit und starke vulkanischen Aktivitäten. Die Kombination beider Phänomene führte dazu, dass aus Salzseen die heutigen Salzwüsten bzw. Salzpfannen entstanden. In diesen Salzpfannen lagert tonnenweise Lithium.
In den Salzpfannen wird aus tiefen Brunnen salzhaltiges Grundwasser, Sole genannt, in künstliche Becken gepumpt.
Nach zahlreichen Verdunstungsschritten ist das Wasser in den Becken so weit reduziert, dass ein Gemisch mit hoher Lithiumkonzentration übrig bleibt. Um die gewünschte Lithiumkonzentration zu erreichen, müssen circa 97 % des Wassers verdunsten und können somit nicht wieder in den Untergrund verbracht werden. Durch weitere Trocknungs- und Reinigungsvorgänge wird schließlich der Rohstoff Lithiumcarbonat gewonnen. Das Lithiumcarbonat wird vor allem zur Herstellung von Akkus eingesetzt.
Enormer Wasserverbrauch: 2.000 l Wasser für 1 kg Lithium
Um Lithium abbauen zu können, werden große Mengen Wasser benötigt – und das in einer der trockensten Regionen weltweit. Obwohl das verwendete Salzwasser nicht als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft genutzt werden kann, greift das Abpumpen auf lange Sicht auch die Trinkwasservorräte an. Sinkt der Salzwasserspiegel zu stark, könnte Süßwasser nachströmen und sich mit dem Salzwasser mischen.8 Zudem werden für weitere Produktionsschritte Süßwasservorräte angebohrt. So geht für die Menschen in der gesamten Region die essenziellste Ressource verloren und das fragile Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht.
Die Lithiumabbaugebiete in der Andenregion liegen teilweise in Naturschutzgebieten, in denen viele endemische Vogelarten leben, darunter Flamingos, aber auch die Andenkatze, Chinchillas und Nandus. Lithiumabbau beeinträchtigt die Wasserreserven sowohl für den Menschen wie auch die Natur.
Konsequenzen für die indigene Bevölkerung durch Lithiumabbau
Seit Jahrhunderten bauen die Menschen vor Ort behutsam das Salz der Seen ab und handeln damit. Nun verwehren Lithiumunternehmen ihnen den Zugang zu den Salinen. Einige Gemeinden erhielten Kompensationszahlungen, die so gering waren, dass sie ihren Namen nicht verdienten. Heute droht die Zerstörung der Lebensgrundlagen indigener Gemeinden.
Obwohl die Bodenrechte in der argentinischen Region der Großen Seen ungeklärt sind, verschaffte die Regierung internationalen Unternehmen bestmögliche Investitionsbedingungen. So haben sich die Konzerne Förderlizenzen für viele tausend Hektar Hochland gesichert, ohne jegliche Beteiligung der indigenen Menschen, die auf diesem Land seit Generationen leben. Ihr Vorgehen verletzt eindeutig das Recht indigener Gemeinden auf Mitsprache bei der Nutzung ihrer Ländereien (nach dem ILO-Abkommen 169).
Erschwerend für die indigenen Gemeinden der Region kommt hinzu, dass das Trinkwasser der Region nicht nur knapp wird, sondern auch zu versalzen droht. Wegen anderer Bergbauarbeiten ist das Wasser zusätzlich stark mit gesundheitsschädigenden Stoffen wie Arsen belastet. Dabei benötigen die Menschen jeden verfügbaren Liter Wasser für Haushalt und Landwirtschaft.
Das können Sie tun
Allein in Deutschland sind 2020 fast 22 Millionen Smartphones verkauft worden, dazu kommen Laptops sowie die Batterien für Elektroautos. Weil das Recycling noch in den Kinderschuhen steckt, muss für jeden Akku neues Lithium abgebaut werden.
Doch es besteht auch Hoffnung: So haben beispielsweise Forscher*innen in Sachsen ein Verfahren gefunden, mit dem es kostengünstiger ist, in Deutschland Lithium wiederzugewinnen, als es neu aus den Abbaugebieten zu importieren.
Smartphones von fairen und nachhaltigen Anbietern kaufen, z. B. Fairphone oder Shiftphone.
Akku schonen: Damit der Akku lange hält, wird empfohlen, Geräte nicht vollständig zu laden und zu entladen.
Nach der Anschaffung eines neuen Smartphones das alte verkaufen. So kann es weiterhin genutzt werden und landet nicht ungebraucht in einer Schublade oder auf dem Müll.
Alte Smartphones können bei Sammelstellen abgegeben werden. Dort können sie repariert werden, als Ersatzteilspender dienen oder es werden Materialien wiederverwertet.
Vor dem nächsten Kauf gut überlegen: Ist ein neues Smartphone oder ein neuer Laptop wirklich notwendig? Kann ein Gerät vielleicht repariert oder ein gebrauchtes weitergenutzt werden?
Digital Detox: Das Handy oder den Laptop nicht immer im Standby-Modus lassen, sondern auch ab und zu ausschalten.