Wasser wird immer knapper und zunehmend ungleicher verteilt. Die Prognose, dass die bestehenden Kämpfe um Wasser radikaler werden, wenn der Wassermangel weiter steigt, liegt demnach nahe.
Was nützt es, wenn zwar genug Wasser da, aber der Zugang nicht möglich ist?
Gerade in Flussgebieten gibt es weltweit viele Beispiele dafür. Die Menschen, die am oberen Teil des Flusses leben, schöpfen das Wasser unkontrolliert oder nicht fachgerecht ab, so dass Wasser verschmutzt und dann zumindest als Trinkwasser nicht mehr brauchbar ist.
Die Folgen für die Menschen, die weiter flussabwärts leben, sind fatal: Bei ihnen kommt nicht ausreichend Wasser an, obwohl der Fluss eigentlich genug für alle bereithält. Das unbedachte Handeln der oberen Flussanrainer führt dann zu gesellschaftlichen Konflikten oder es wird zum Multiplikator, der andere Konflikte verschärft. Die meisten gewalttätig ausgetragenen Konflikte um Wasser werden nicht zwischen Staaten sondern zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen ausgefochten.
Verschiedene Faktoren verschärfen die Situation für lokale Bevölkerungsgruppen
Oft wird im globalen Süden im großen Ausmaß Land an ausländische Investor*innen oder Firmen verpachtet. Was diese auf den Ländereien anbauen, wird oft intensiv bewässert und später exportiert. Dadurch wird die lokale Wasserknappheit zusätzlich verstärkt. Betroffene Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben meist keine ausreichenden finanziellen Ressourcen, um sich Wasser über Pumpen, Brunnen oder Zukäufe zu sichern. Gleichzeitig können sie auch nicht mit Billigimporten aus der EU und den USA mithalten, sodass sie ihre eigenen Waren seltener verkaufen. Sie können der Agroindustrie wenig entgegensetzen und werden dadurch zunehmend ärmer.
Beispiel Kenia
Wasserknappheit und unklare Nutzungsrechte führen auch an den Ufern des kenianischen Flusses Ewaso Nyirio zu Konflikten. Und auch hier wirken politische und soziale Faktoren, die gewaltsame Konflikte begünstigen. Der Fluss verläuft durch ganz Kenia und bildet im Norden des Landes die Lebensgrundlage für 3,6 Millionen Menschen.
Unsere Partner-Organisationen Isiolo Peace Link und Indigenous Movement for Peace Advancement and Conflict (IMPACT) rufen zur gemeinsamen Flusswanderung entlang des Ewaso Nyrio auf – in Begleitung von mehreren Kamelen.
So werden die kenianischen Aktivisten von ansässigen Nomaden und 15 Kamelen begleitet, um die Einwohner, denen sie auf ihrem Weg begegnen, auf die vielfältigen Bedrohungen für den Fluss aufmerksam zu machen. Denn durch schwindendes Wasser und damit schrumpfendes Weideland werden Ressourcenkonflikte zwischen den ethnischen Gruppen, die die Ufer des Ewaso Nyrio bewohnen, verstärkt.
Die Kamelkarawane bietet den Menschen am Fluss Raum, um über Probleme und Nöte zu sprechen und leistet auch Aufklärungsarbeit. Außerdem bringt sie Menschen verschiedener Ethnien dazu sich gemeinsam für Ressourcengerechtigkeit einzusetzen und sichert ein friedliches Zusammenleben entlang des Flusses. Die WFD-Partnerorganisationen konnten auch mediale Aufmerksamkeit für die Kamelkarawane wecken: Sowohl in Zeitungen, als auch im kenianischen Fernsehen wurde nach der letzten Wanderung über die Kamelkarawane berichtet. So werden auch die Behörden- und Regierungsvertreter auf die Wasserkonflikte aufmerksam gemacht.
Das ist wichtig, denn ein angemessener Zugang zu Wasser trägt zu mehr Ernährungssicherheit, Gesundheit und zu wirtschaftlicher Stabilität in ländlichen Gebieten bei.