Der Weltfriedensdienst ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, der sich 1959 gründete. Wir sind politisch und konfessionell unabhängig. Hier informieren wir Sie über den Verein selbst und über seine lange Geschichte.
Mitglieder
Die Mitglieder bestimmen die Richtlinien für die Tätigkeit des Vereins, wählen den Vorstand und genehmigen den Jahresabschluss. Viele unserer Mitglieder sind ausgesprochen engagiert. Sie bilden Arbeitsgruppen, etwa um das weite Themenfeld „Frieden“ zu diskutieren und sich auszutauschen. Einmal jährlich tagt die Mitgliederversammlung. Menschen, die unsere Ziele unterstützen, jedoch nicht aktiv mitarbeiten können, bietet der Verein die fördernde Mitgliedschaft an. Dem Verein gehören 267 Mitglieder an, 137 davon sind ordentliche, 130 sind fördernde Mitglieder.
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Vorstand
Der ehrenamtliche Vorstand engagiert sich in einem sehr hohen Maß für die Belange des Vereins. Er verantwortet und kontrolliert die finanzielle und inhaltliche Arbeit des Vereins. Er trifft sich in der Regel alle zwei Monate online oder in Präsenz. Im November 2022 wurden für zwei Jahre in den Vorstand gewählt:
Dr. Marcel Gounot (Vorsitzender), Dr. Thomas Schwedersky (stellv. Vorsitzender), Julian Friedrich, Dr. Frank Lehmann und Sandra List.
So erreichen Sie unseren Vorstand:
Dr. Marcel Gounot
WFD-Vorstandsvorsitzender
info@wfd.de
+49 (0)30 253 990-0
Sie wollen mehr über unsere Organisationsstruktur erfahren? Dann sind sie hier richtig.
1957 Gründung der Aktionsgemeinschaft für die Hungernden (AfdH) in Berlin (heute: ASW, Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.).
1958 Gründung der Aktion Sühnezeichen in Berlin (ASZ).
1959 Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Weltfriedensdienst” in der Evangelischen Akademie Berlin.
1960 Zusammenführung von AfdH, ASZ und Weltfriedensdienst in einen gemeinsamen Verein „Versöhnungsdienst”.
1960 Beginn des ersten Weltfriedensdienst-Projektes in Servia/ Nord-Griechenland mit Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen, des Christlichen Friedensdienstes und des Internationalen Zivildienstes. Weitere Projekte und Arbeitseinsätze mit insgesamt 65 Freiwilligen in Indien, Afghanistan, Ägypten und Kamerun in der Folgezeit.
1967 Ausreise der ersten Entwicklungshelfer mit langfristigen, zwei- oder dreijährigen Verträgen an die Elfenbeinküste: Beginn der ländlichen Gemeinwesenarbeit Nia-Dia / Lakota, die vom Weltfriedensdienst bis 1980 gefördert wurde.
1967 Der Weltfriedensdienst ist Gründungsmitglied der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, einer Dachorganisation christlicher Friedensgruppen.
1968 Beginn eines Frauen-Stickereiprojektes im Westjordanland/Palästina.
1969 Der Weltfriedensdienst wird als eigenständiger Verein eingetragen, ebenso AfdH und ASZ.
1969 Das Entwicklungshelfergesetz (EhfG) tritt in Kraft.
1970 Beginn der Förderung des Community-Development-Programms in Gambia – erste Zusammenarbeit des Weltfriedensdienstmit einem staatlichen Programm (bis 1981).
1971 Der Weltfriedensdienst e.V. wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) als „Träger des Entwicklungsdienstes” nach dem Entwicklungshelfergesetz anerkannt.
1974 Beginn der Unterstützung eines Ausbildungsprojekts in der Casamance in Senegal.
1976 Auf Einladung der Regierung von Kap Verde finden Vorgespräche zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung der Insel Maio statt. Dieses Projekt erfordert vom Weltfriedensdienst und seinen Mitarbeiter*innen mehr technischen Sachverstand und Input als bisherige Programme und kennzeichnet den Übergang vom „reinen“ Community-Development-Programm zur allgemeinen integrierten Entwicklung. Der Beginn verzögerte sich bis Dezember 1977.
1977 Beginn eines Projektes ländlicher Entwicklung und Ausbildung in Houndé in Obervolta, dem heutigen Burkina Faso.
1978 Gründung des „Koordinierungskreises Mosambik” als Gemeinschaftsaktion von Solidaritätsgruppen und Entwicklungsdiensten, für den der Weltfriedensdienst ein Vermittlungsprogramm von Fachkräften nach Mosambik aufbaut.
1979 Die Mitgliederversammlung beschließt, Projekte zur Unterstützung von Geflüchteten aus den minderheitsregierten Ländern im südlichen Afrika aufzunehmen – die Realisierung läuft dann als Gemeinschaftsaktion mit der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW).
1980 Beschluss über den Beginn der Zusammenarbeit mit einer Bauernorganisation (AJAC) in der Casamance im Senegal, die 1982 beginnt.
1983 Der Weltfriedensdienst ist Gründungsmitglied des Bildungs- und Aktionszentrum Dritte Welt (BAZ) in Berlin, um die Bedeutung der Inlandsarbeit zu unterstreichen.
1983 Der Weltfriedensdienst wird Mitglied des Friedenszentrum Martin Niemöller Haus in Berlin.
1984 Beginn eines Projektes der integrierten ländlichen Entwicklung (PADIB) in Guinea-Bissau.
1984 Unterstützung der Mukute-Genossenschaft beim Aufbau eines ländlichen Ausbildungszentrum Weya in Simbabwe.
1986 Unterstützung von „civics” in Pietermaritzburg in Südafrika.
1987 Zusammenarbeit mit den Kooperativen in Tete und Maputo in Mosambik.
1990 Erklärung zusammen mit der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt und INKOTA in Berlin: „Die Deutsche Vereinigung darf nicht zu Lasten der Dritten Welt gehen”.
1990 Das Produktionszentrum der Frauen in Kafr Na’ameh und Bila’in in der Westbank in Palästina wird durch einen Brandanschlag zerstört. Der Weltfriedensdienst hilft finanziell beim Wiederaufbau.
1991 Beginn der Unterstützung eines Spar- und Kreditkooperativenverbandes in Burkina Faso.
1991 Engagement des Weltfriedensdienstes gegen den 1. Golfkrieg.
1991 Beginn eines Inlandsprojektes mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit.
1992 Beginn des auf drei Jahre angelegten Antirassismusprojektes „Dominanz und Partnerschaft in der Nord-Süd-Arbeit“, angestoßen durch zunehmende Übergriffe auf Migranten und der faktischen Abschaffung des Asylrechts im Juni 1993.
1994 In Südafrika finden das erste Mal freie Wahlen statt. Statt wie bisher die Anti-Apartheid-Bewegung zu unterstützen, konzentriert sich der Weltfriedensdienst nun auf Versöhnungs- und Wiederaufbauarbeit.
1999 Mit dem Menschenrechtsprojekt COAJ in Argentinien unterstützt der Weltfriedensdienst erstmals seit den 60er Jahren ein Projekt in Lateinamerika.
1998 Die Bundesregierung beschließt die Einführung eines neuen Instrumentes der Entwicklungszusammenarbeit: der Zivile Friedensdienst. Der Weltfriedensdienst ist an der Entstehung dieses Konzeptes maßgeblich beteiligt.
1999 Der Weltfriedensdienst feiert sein 40. Jubiläum.
1999 Das BMZ bewilligt das erste durch den Weltfriedensdienst geförderte Projekt im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes. Der Weltfriedensdienst unterstützt die Menschenrechtsorganisation Zimrights (Zimbabwe Human Rights Association) in Zimbabwe bei ihrer Versöhnungsarbeit in Matabeleland. Erste WFD-Friedensfachkraft wird Alain Sitchet aus Kamerun.
2001 Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Weltfriedensdienstes beschließt am 09.05.2001 die Zusammenarbeit mit der Stiftung für internationale Solidarität und Partnerschaft (S.I.S) und ihrer bundesweit 60 Partnerschaftsgruppen.
2002 Der Weltfriedensdienst übernimmt den operativen Geschäftsbereich der Stiftung für internationale Solidarität und Partnerschaft und damit die Betreuung und Vermittlung von Projektpartnerschaften sowie die finanzielle Förderung von den dazugehörigen Partnerschaftsprojekten.
2002 Gründung der Stiftung Weltfriedensdienst. Der Stifter Erich Grunwaldt will mit der Stiftung ausdrücklich den Weltfriedensdienst institutionell fördern.
2003 Erich Grunwaldt verunglückt tödlich, der Beirat der Stiftung Weltfriedensdienst beschließt die Umbenennung der Stiftung. Sie heißt ab November 2003 „Stiftung Weltfriedensdienst Erich Grunwaldt”.
2003 Das von der EU geförderte Bildungsprojekt „Peace Communication” führt mehrere Dialogrundreisen durch. Auf Einladung des Weltfriedensdienstes berichten Vertreter von Friedensinitiativen aus Israel, Palästina, Südafrika, Burundi und Kenia über ihre Arbeit und verschiedene Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung.
2005 Der Schüleraktionstag „work4peace” wird ins Leben gerufen. Schirmherrin ist Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
2006 Im Rahmen des beginnenden Bildungsprojektes „PeaceXChange” arbeitet der Weltfriedensdienst zum ersten Mal mit Kooperationspartnern in Tschechien, Österreich und Polen zusammen.
2009 Der Weltfriedensdienst feiert sein 50-jähriges Bestehen und richtet zum 10-jährigen Jubiläum des Zivilen Friedensdienstes eine international hochkarätig besetzte Fachtagung aus.
2010 Mit dem neuen Bildungsprojekt „Global Generation – Education of the elderly” betritt der Weltfriedensdienst Neuland. Zum ersten Mal fokussiert der Verein mit seiner Bildungsarbeit auf die Generation 50+. Die Zusammenarbeit erfolgt mit Partnern in Ungarn, Österreich und Sachsen.
2012 Der Weltfriedensdienst startet das Fachmagazin KOMPASS. Titel der ersten Ausgabe: „Arbeit mit bewaffneten Gruppen“. Insgesamt sind sieben Ausgaben erschienen.
2019 Der Weltfriedensdienst feiert sein 60. Jubiläum mit internationalen Gästen aus Senegal, Simbabwe, Kenia, Peru und Palästina.
2022 Das Friedensmagazin „Querbrieff“ heißt jetzt „zusammen:wirken“.
2023 Das Team des WFD-Büros Berlin gibt sich eine neue Organisationsstruktur und wird eine kollegial geführte Organisation.
2024 Das WFD-Büro Berlin zieht ins Berlin Global Village nach Berlin-Neukölln.
Die Gründungsphase
Der Weltfriedensdienst wurde während einer Tagung im Dezember 1959 in der evangelischen Akademie Berlin gegründet. Die Gründergeneration war geprägt von den Erfahrungen der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges. Die meisten von ihnen waren politisch engagierte Christen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzten.
Die Themen dieser Zeit waren bestimmt durch den Kalten Krieg und die atomare Aufrüstung zwischen Ost und West auf der einen Seite und die Notwendigkeit der Überwindung von Armut durch Entwicklung in den Ländern des Südens auf der anderen Seite. Frieden und Entwicklung bestimmten daher die Vision von einem „Weltfriedensdienst“ von Anfang an. Dabei wurde nicht nur Entwicklung, sondern auch Krieg und Frieden als dynamische Prozesse verstanden. Eugen Rosenstock-Huessy, der geistige Vater des Weltfriedensdienstes, formulierte daher: „Das Gegenteil von Krieg ist nicht Frieden, sondern Friedensdienst“.
Internationaler Freiwilligendienst für Entwicklung, Frieden und Versöhnung
Ursprünglich gedacht war der Weltfriedensdienst als ein Bündnis von Freiwilligendiensten aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, die in Kurzzeiteinsätzen (Workcamps) gemeinsame Aufbauarbeit in Krisen- und Notgebieten der Welt leisten sollten. Dabei würden sich die Freiwilligen untereinander und die jeweilige Bevölkerung kennen und respektieren lernen und so zu Entwicklung, Frieden und Versöhnung in der Welt beitragen. Das meinte der Name Welt-Friedens-Dienst.
Die Arbeit des Weltfriedensdienstes begann 1960 mit einem Aufbauprogramm für die nordgriechische Kleinstadt Servia, die im 2. Weltkrieg von deutschen und italienischen Truppen völlig zerstört worden war. Danach wurden Freiwillige in kleinere Projekte in Ägypten, Indien, Afghanistan und Kamerun entsandt. 1962 kam die Arbeit für einige Jahre zum Erliegen.
Fachdienst für Gemeinwesenarbeit (Community Development)
Einen Anlauf zur Neubelebung des Weltfriedensdienstes unternahm der evangelische Theologe Wilfried Warneck. Warneck war der Mitbegründer der ökumenischen Gemeinschaft Laurentiuskonvent, die das gemeinschaftliche Leben als Christen mit dem sozialen Einsatz in der Obdachlosenarbeit im Köln-Bonner Raum verband. Die Methode für diese Arbeit zielte darauf ab, gesellschaftliche Randgruppen zu befähigen, ihre eigenen Interessen zu erkennen, gemeinsam zu formulieren und diese dann selbstbestimmt, solidarisch und gewaltfrei wahrzunehmen. Für den Neubeginn der Arbeit des Weltfriedensdienstes verband Warneck diesen Ansatz der Gemeinwesenarbeit (community development) mit der Rosenstock-Huessyschen Idee eines Weltfriedensdienstes, der die Grenzen zwischen Nationen und Kulturen überwinden und weltweit Freunde gewinnen sollte. Inlands- und Auslandsarbeit waren dabei gleichberechtigt aufeinander bezogen.
Im Oktober 1967 wurde ein erstes Projekt dieser neuen Phase im Süden der Elfenbeinküste begonnen, das sich zu einem regionalen Programm der Gemeinwesenarbeit entwickelte. 1968 begann ein Team des Weltfriedensdienstes zusammen mit Frauen aus zwei palästinensischen Dörfern in den von Israel besetzten Gebieten mit dem Aufbau einer Handarbeitskooperative, die bis heute besteht. Im Laufe der 1970er Jahre wurden weitere Projekte der Gemeinwesenarbeit in Abstimmung mit den jeweiligen Regierungen in den westafrikanischen Staaten Gambia, Senegal und Burkina Faso organisiert und jeweils nach ca. zehn Jahren übergeben.
Neben diesen Projekten der Gemeinwesenarbeit beteiligte sich der Weltfriedensdienst mit Entwicklungshelfern an mehreren Ausbildungsprojekten in Lateinamerika. So wurden in den Jahren 1969 bis 1973 Ausbildungsstätten in Brasilien, Ecuador und Bolivien unterstützt.
Projektpartnerschaften mit Befreiungsbewegungen an der Macht
Ab Anfang der 1970er Jahre prägten die Rückkehrer aus den Projekten durch Mitarbeit im Vorstand, in Beiräten und bei Studientagen die Arbeit des Vereins. Ihre Erfahrungen hatten zunehmend Zweifel aufkommen lassen, ob im Rahmen von Community Development-Programmen der jeweiligen Regierungen selbstbestimmte Entwicklung der benachteiligten ländlichen Bevölkerung tatsächlich möglich sei. Gleichzeitig bestimmten sozialistische Gesellschaftsmodelle die entwicklungspolitische Diskussion in Deutschland. Befreiungsbewegungen in den portugiesischen Kolonien in Afrika sowie in der Siedlerkolonie Südrhodesien (Simbabwe) wurden dabei zu Hoffnungsträgern für eine Vision von der Befreiung von kolonialer Herrschaft und dem Aufbau einer gerechten und solidarischen Gesellschaft. Diese Ziele teilte der Weltfriedensdienst und wollte zu deren Verwirklichung beitragen. Dazu wurden nun Projekte der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit dem Schwerpunkt der Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen der Bevölkerung zur bevorzugten Arbeitsweise.
Noch vor dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft wurden erste Kontakte geknüpft, die 1977 zu einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit auf den kapverdischen Inseln und zum Aufbau eines Programms für die Entsendung von Fachkräften nach Mosambik führten. Ebenso wurden bestehende Kontakte kurz nach dem Ende der weißen Herrschaft in Simbabwe im Jahre 1980 zu einem ländlichen Entwicklungsprojekt weiter entwickelt. Simbabwe ist bis heute das Land mit den meisten Partnerschaftsprojekten des Weltfriedensdienstes. 1984 wurde die Mitarbeit in einem ländlichen Entwicklungsprojekt in der ehemals portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau begonnen, wo der Weltfriedensdienst ebenfalls bis heute mit Projektpartnern zusammenarbeitet.
Entwicklungspartnerschaft und Menschenrechte
Die Erfahrungen mit kolonialen rassistischen Unterdrückerregimen und das zunehmende Bewusstsein von globalen wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeitsverhältnissen auch in der Entwicklungspolitik führten zu einer zunehmenden Politisierung im Weltfriedensdienst. Mit der Abkehr von Projekten der Gemeinwesenarbeit zugunsten von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit war zugleich eine wichtige Umorientierung im Selbstverständnis und in der Arbeitsweise des Weltfriedensdienstes verbunden. Partnerschaft auf Augenhöhe bei klarer Aufgabenteilung und Hilfen bei der Verbesserung der materiellen Lebensverhältnisse der Menschen im Projektland, aber auch der gemeinsame Kampf um die Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten wurden nun zu den wichtigsten Leitlinien bei der Auswahl von Partnerorganisationen und Projekten des Weltfriedensdienstes. Bevorzugte Partner wurden nun bereits existierende Organisationen im ländlichen Raum, deren Arbeit personell und materiell durch den Weltfriedensdienst unterstützt wurde.
Nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft in Afrika und des Siedlerregimes in Simbabwe blieb jedoch der Apartheidstaat in Südafrika weiterhin ein System der Verweigerung von Menschenrechten für die schwarze Bevölkerungsmehrheit. Daher beschloss die Mitgliederversammlung 1979, Projekte zur Unterstützung von Flüchtlingen im südlichen Afrika zu fördern. Gemeinsam mit der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW) unterstützte der Weltfriedensdienst ab Anfang der 80er Jahre südafrikanische Flüchtlinge in Tansania, Botswana und in Simbabwe. Ab 1985 kooperierte der Weltfriedensdienst mit Aktionsgruppen gegen die Apartheids-Politik in Pietermaritzburg/Südafrika und begleitet dies mit einer entsprechenden bewusstseinsbildenden Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland.
Von Nord und Süd zu einer Welt
Mit der wachsenden Kritik am Konzept der „nachholenden Entwicklung“ in der Entwicklungszusammenarbeit (mit Europa als Maßstab) veränderte sich auch die entwicklungspolitische Szene in Deutschland. Der Weltfriedensdienst beteiligte sich aktiv an der Gründung neuer Zusammenschlüsse der Nicht-Regierungsorganisationen (z.B. VENRO, BER), um die Interessen der Partner in den armen Ländern der Welt besser vertreten zu können. Mit der Beteiligung an Kampagnen gegen die Zusammenarbeit deutscher Firmen und Banken mit dem südafrikanischen Apartheidsregime Ende der 1980er Jahre gewann die politische Friedensarbeit in Deutschland für den Weltfriedensdienst einen eigenen Stellenwert. Ab April 1987 wurde die WFD-Quartalsschrift „Querbrief“ zu einem wichtigen Diskussionsforum aktueller Zeitfragen unter dem Motto „Für eine Veränderung des Bewusstseins und der Politik“.
Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes und dem Fall der Berliner Mauer 1989 erhielt das Bewusstsein, in einer gemeinsam zu gestaltenden Welt zu leben, eine neue Grundlage. Die auf mehrere Jahre angelegten Projekte zu den Themen „Antirassismus“ (ab 1992) und „Versöhnung“ (ab 1997) bezogen Teilnehmer*innen aus verschiedenen Teilen der Welt ein und verbanden so Inlands- und Auslandsarbeit zu Projekten der „Einen Welt“. Das Konzept der globalen Partnerschaft und internationalen Zivilgesellschaft wurde damit im persönlichen Miteinander erfahrbar. Auch durch die engagierte und professionelle Öffentlichkeitsarbeit gegen fremdenfeindliche Übergriffe in Deutschland zu Beginn der 1990er Jahre gewann der Weltfriedensdienst ein anerkanntes Profil als engagierter Friedensdienst.
Mit der Integration der Stiftung „Internationale Solidarität und Partnerschaft“ (SIS) im Jahr 2002 kamen die Betreuung und Vermittlung von Projektpartnerschaften sowie die finanzielle Förderung von Kleinprojekten als weitere Arbeitsschwerpunkte für den Weltfriedendienst hinzu. Die ca. 60 Partnerschaftsprojekte der SIS waren vor allem an deutschen Schulen angesiedelt und ermöglichten einen unmittelbaren Kontakt zu lokalen Initiativen insbesondere in Südamerika. Das Konzept der globalen Partnerschaft als Bestandteil der internationalen Zivilgesellschaft wurde damit um eine weitere Facette erweitert.
Ziviler Friedensdienst in Krisengebieten
Mit dem Ende der atomaren Bedrohungen im Ost-West-Konflikt gewannen die regionalen Konflikte insbesondere in Afrika neue Bedeutung. Mit der Beteiligung an der Gründung des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) „zur Förderung von Friedenspotenzialen in der Zivilgesellschaft“ kehrte der Weltfriedensdienst gleichsam zu den Ideen seiner Gründerzeit zurück: Versöhnungs- und Entwicklungsarbeit in Post-Konflikt-Gesellschaften. An diesem Kooperationsprogramm zwischen Staat (Finanzierung durch das BMZ) und zivilgesellschaftlichen Akteuren (Ausführung durch NROs) beteiligte sich der Weltfriedensdienst zuerst 1999 als Partner der Menschenrechtsorganisation Zimrights (Zimbabwe Human Rights Association) bei der Versöhnungsarbeit in Matabeleland in Simbabwe. Erste Friedensfachkraft des WFD wurde Alain Sitchet aus Kamerun. ZFD-Projekte in Krisenregionen insbesondere in Afrika und Palästina gehören seitdem zum festen Bestandteil der Arbeit des Weltfriedensdienstes.
Ausblick
Die Kontinuität in der Orientierung an Frieden, Entwicklung und Menschenrechten hat bis heute das Selbstverständnis und die Arbeitsweise des Weltfriedensdienstes bestimmt. Dies ist vor allem den Mitgliedern, Mitarbeitenden und Unterstützer*innen des Weltfriedensdienstes zu verdanken, die trotz unterschiedlicher weltanschaulicher oder religiöser Herkunft auf dieser Basis zusammenarbeiten. Die Reflexion der gemeinsam gemachten Erfahrungen und die Fähigkeit, das eigene Selbstverständnis und die Arbeitsweise im Blick auf die aktuellen Herausforderungen kritisch zu hinterfragen und neu zu bestimmen, gehören ebenso zu den Stärken des Weltfriedensdienstes. Dem großen Namen Welt-Friedens-Dienst auch mit begrenzten Mitteln gerecht zu werden, bleibt eine Herausforderung, die den Verein lebendig hält.
Sie wollen in die Geschichte des Weltfriedensdienst e.V. eintauchen? Dann empfehlen wir Ihnen dieses kurze Buch (167 Seiten, ISBN-13: 9783746031798) unseres langjährigen Mitglieds und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Luig.