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Eine Frau mit Haltung: Mariam Sow steht an der Spitze von Enda Pronat

Ressourcengerechtigkeit schaffen
29. Januar 2023

Mariam Sow kommt aus einfachen Verhältnissen, sie wurde als Tochter einer Kleinbauernfamilie auf dem senegalesischen Land geboren. Heute ist die 68-jährige Direktorin von Enda Pronat, einer Organisation, die sich für ökologische Landwirtschaft und Frauenrechte einsetzt. Mariam Sow hat acht Kinder und 13 Enkelkinder. Ihre Kinder haben alle studiert, sie selbst nicht. Wir haben Mariam Sow gefragt, warum sie ihr Leben der ländlichen Welt gewidmet hat.

„Ich habe bis zur sechsten Klasse die Grundschule und dann vier Jahre eine Sekundarschule besucht. Danach habe ich eine dreijährige duale Ausbildung in der Landwirtschaft begonnen. Diese beinhaltete praktische Feldarbeit und theoretische Ausbildung. Es ging dabei schon damals darum, ländlichen Gemeinschaften zu helfen, ihre Situation zu analysieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Nach der Ausbildung konnte ich ab 1975 in der Ausbildungsstätte selbst arbeiten.

1983 ging ich zu Enda Pronat, wo ich erstmals mit dem Thema Agrarökologie in Berührung kam. Ich leitete Workshops über die Gefahren des Einsatzes von Pestiziden und chemischen Düngemitteln, über Wüstenbildung und Landverödung. Etwa 1986 begannen wir, mit Frauen in verschiedenen Regionen im Senegal an der Umsetzung agrarökologischer Maßnahmen zu arbeiten. Diese Frauen waren echte Pionierinnen, die bewiesen, dass eine Landwirtschaft ohne Chemikalien möglich ist.“

 

Mariam Sow, langjährige Direktorin und Beraterin von Enda Pronat, kämpft für die agrarökologische Wende im Senegal. Foto: Enda Pronat

„Schon während meiner Ausbildung mit 22 Jahren bekam ich meinen ersten Jungen, meine letzte Tochter wurde 1989 geboren. Dass ich es geschafft habe, die Erziehung meiner Kinder und meine Arbeit miteinander zu verbinden, verdanke ich den senegalesischen Werten der Großfamilie. Ich bin zwar die Mutter, aber es gibt den Vater, Cousinen und Cousins, Tanten. Ich arbeitete auf dem Feld. Wenn ein Kind weinte und gestillt werden wollte, brachte man es zu mir, und ich konnte danach weiterarbeiten. Viele Verwandte haben mir geholfen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Das werde ich ihnen nie vergessen.

Aber blicken wir nach vorne: Im Februar 2023 finden die vierten ›Agrarökologischen Tage‹ in unserer Hauptstadt Dakar statt. Dabei sitzen Produzentenverbände, Minister*innen, zivilgesellschaftliche Organisationen wie Enda Pronat und wissenschaftliche Institute aus dem ganzen Land an einem Tisch. Sie tauschen sich drei Tage lang über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen der Agrarökologie aus. Am Ende gibt es eine Erklärung mit Verpflichtungen der Zivilgesellschaft und Empfehlungen in Richtung der Ministerien.

Die ›Agrarökologischen Tage‹ sind Momente des Zusammenseins. Es ist Teil der Kultur von Enda Pronat, dass wir unsere Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen mit anderen Akteur*innen teilen. Das wollen wir während der ›Agrarökologischen Tage‹ erreichen: Alle Beteiligten treffen aufeinander, treten in Dialog miteinander. Die Abschlusserklärung wird schließlich über die Medien publik gemacht, und die Bürger*innen werden weiter über Agrarökologie informiert.

Ich habe mein Leben der ländlichen Welt gewidmet. Es ging mir immer darum, die Lebensbedingungen der Gemeinschaften zu verbessern. Das ist für mich eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Unsere Stärke ist, dass wir Gemeinschaften helfen können, traditionelles Wissen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu kombinieren, um gemeinsame Veränderungen zu erreichen. Damit können wir eine nachhaltige Entwicklung erreichen, bei der sich jeder entsprechend seiner Gegebenheiten entwickeln kann.“

Diesen Artikel ist von Sabine Balk für den Weltfriedensdienst. Er ist im Rahmen der Solidaritätskampagne „Teilen macht satt“ am 21.12.2023 im „nd“ erschienen. Hier geht’s zum Artikel. Die Solidaritätskampagne „Teilen macht satt“ führt „nd“ jedes Jahr zwischen November und Februar gemeinsam mit SODI, INKOTA und dem Weltfriedensdienst durch. Die Spenden der Leser*innen ermöglichen Menschen, eine lebenswerte Zukunft selbst zu gestalten.

Headerbild: Von links: Judith Ohene (WFD-Geschäftsführerin), Mariam Sow (Direktorin Enda Pronat), Simone Ramones (WFD-Programmkoordinatorin) und Jean Michel Waly Séne von Enda Pronat bei einem Besuch in Berlin 2022. Foto: WFD