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Land Grabbing

Ursachen und Folgen von Landnahme in Ländern des globalen Süden

Land Grabbing, Landraub, Landnahme: All diese Begriffe bezeichnen die Umwidmung von landwirtschaftlichen Flächen durch Konzerne und Investoren. Besonders verbreitet ist das Phänomen in Südamerika und Afrika, z. B. im Senegal. Dort kämpfen zivilgesellschaftliche Organisationen an der Seite von Bauern und Bäuerinnen darum, die Zugangs- und Nutzungsrechte für ländliche Gemeinden zu sichern.

Was bedeutet „Land Grabbing“?

Die größten Landnahmen konzentrieren sich auf Länder mit unsicheren Rechtsverhältnissen und schwachen Regierungen. Um Deviseneinnahmen zu erzielen, verkaufen oder verpachten viele dieser Regierungen in großem Stil Ackerland an Staaten und private Investoren wie Agrarkonzerne und Investmentfonds. Mit der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 hat die Landaneignungen durch Großinvestoren eine neue Dynamik gewonnen. Besonders begehrt sind die fruchtbarsten und wasserreichsten Gebiete. Die dort lebenden Familien verfügen selten über offizielle Besitztitel für ihr traditionell genutztes Land und werden oft gewaltsam vertrieben. Menschenrechte und die Landrechte der lokalen Bevölkerung werden dabei kaum berücksichtigt.

Laut Weltagrarbericht haben sich seit der Jahrtausendwende Investoren auf der ganzen Welt rund 26,7 Millionen Hektar Land weltweit für landwirtschaftliche Zwecke angeeignet – eine Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich und Slowenien zusammen. Der am stärksten betroffene Kontinent ist Afrika.

Was sind die Gründe für Land Grabbing?
  • das Angebot an nutzbaren Ackerflächen durch die globale Erwärmung wird kleiner

  • unter vielen Ackerflächen befinden sich wertvolle Bodenschätze

  • es werden Flächen für den Anbau von FlexCrops für Biokraftstoffe und Tiernahrung gebraucht

Warum investieren global agierende Kapitalgesellschaften in Afrika?
  • mit dem Börsenhandel von Klimazertifikaten wächst die Nachfrage nach Flächen für Aufforstung oder die Schaffung anderer Kohlenstoffsenken

  • das Land lässt sich mit Gewinn weiterverkaufen

  • der Schutz der Landrechte der lokalen Bevölkerung ist häufig unzureichend. Land wird auf Kosten der Menschen vor Ort vergleichsweise günstig verkauft

Das Engagement unseres Partners Enda Pronat im Senegal gegen Land Grabbing

Seit dem Jahr 2012 kämpfen zivilgesellschaftliche Organisationen wie unsere Partner*innen von Enda Pronat im Senegal an der Seite von Bauern und Bäuerinnen gegen Landraub – und dafür, die Zugangs- und Nutzungsrechte für ländliche Gemeinden zu sichern. Enda Pronat sensibilisiert lokale Gemeinschaften und unterstützt Opfer von Landraub, ihre Rechte zu verteidigen. Landesweit gibt es jetzt lokale Beobachtungsstellen, die auf Anzeichen von Landnahme achten. Auf nationaler Ebene betreibt die Organisation Lobbyarbeit, um die Rechte der ländlichen Bevölkerung weiter zu verankern.

Enda Pronat unterstütze die betroffenen Familien

Kampf gegen Landnahme lohnt sich

Dass sich der Kampf gegen Landnahme lohnt, zeigt auch ein anderes Beispiel aus dem Senegal. 2017 sprach die senegalesische Regierung einer marokkanischen Firma 10.000 Hektar Land zu, das 36.000 Bauern und Bäuerinnen als Lebensgrundlage diente. Enda Pronat unterstütze die betroffenen Familien bei Demonstrationen, Briefkampagnen und eine Klage beim Obersten Gerichtshof. Letztlich sah die Regierung sich dazu gezwungen, die Landvergabe zu annullieren. Die Bürger*innen erhielten ihr Land zurück.

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Protestmarsch gegen Land Grabbing im Senegal © Enda Pronat

Titelfoto: Protestmarsch gegen Land Grabbing und geplante Umsiedlungen in der Gemeinde Yene südlich von Dakar © Enda Pronat