Einblicke in das 15. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) im Rahmen der Grünen Woche in Berlin
Antwort auf multiple Krisen
Nicht nur die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, auch der Krieg gegen die Ukraine und die zunehmenden Herausforderungen der Klimakrise bedrohen die weltweite Ernährungssicherung massiv. Laut der Weltgesundheitsorganisation leiden aktuell 828 Millionen Menschen Hunger. Und das, obwohl wir für zehn Milliarden Menschen Essen produzieren, es aber nur acht Milliarden Menschen gibt. Hier läuft etwas grundsätzlich falsch!
Um auf die vielfältigen Krisen zu antworten, müssen Ernährungssysteme grundlegend überarbeitet werden. Über 2.000 internationale Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten bei der Konferenz Lösungsansätze für die großen Zukunftsfragen der Land- und Ernährungswirtschaft. Fachbereichsübergreifend müssen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und insbesondere Landwirt*innen gemeinsam an widerstandsfähigen Ernährungssystemen arbeiten. Wie das geht, zeigen die Erfolge der Partnerorganisationen des Weltfriedensdienstes in Simbabwe und Senegal schon lange.
Agrarökologie macht krisenfest
Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Senegal, die durch unserer Partnerorganisation Enda Pronat begleitet werden, setzten beispielsweise die Preissteigerung von künstlichen Düngemitteln nicht zu. Sie düngen seit vielen Jahren mit biologischem Dünger, den sie lokal herstellen und sind daher nicht auf die Einfuhr von künstlichem Dünger angewiesen. Mit der richtigen technischen Unterstützung und mit angepassten Methoden, erwirtschaften sie sogar bessere Erträge als konventionelle Landwirte. Zusätzlich zu guten Ernten, nachhaltiger Bodenwirtschaft und gesunden Nahrungsmitteln sind die agrarökologischen Anbaumethoden folglich auch krisenfest.
Lesen Sie hier, wie der Kleinbauer Mamadou Dia im trockenen Senegal allein durch nachhaltigen Anbau genug für sich und seine Familie erntet.
Agrarökologie trotzt Klimawandel
Ein anderes Beispiel, das Hoffnung gibt, kommt aus Simbabwe. Dort wurde ein Großteil der Bevölkerung des Distrikts Chimanimani bereits 2019 schmerzhaft daran erinnert, dass der Klimawandel die Lebensbedingungen grundlegend verändert. Als der Zyklon Idai im März 2019 über den Landstrich fegte, hinterließ er eine Schneise der Verwüstung. Der Klimawandel ist für die Menschen in Chimanimani zur grausamen Realität geworden, der Tiere und Menschen, sowie deren Hab und Gut nicht verschont. Für unsere Partnerorganisationen TSURO und PORET war klar, dass es so nicht weitergehen kann. Seitdem haben sie ihre Unterstützung für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern noch verstärkt: Mit Systemen wie Wasserernte, agrarökologischen Anbaumethoden und das Zusammendenken von Vieh- und Landwirtschaft breiten sich im Distrikt funktionierende Anpassungsstrategien an den Klimawandel immer weiter aus. Lokale Märkte helfen den kleinbäuerlichen Familien auch in Zeiten von COVID-19 ihre Produkte zu guten Preisen zu verkaufen.
Lesen Sie hier, wie sich die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Simbabwe durch nachhaltigen Anbau an die Klimakrise anpassen.
An einem Strang ziehen
Ebenso wie die direkte Zusammenarbeit mit den Erzeuger*innen, steht die Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger*innen auf der Agenda unserer Partner. Gemeinsam werden Wege zu mehr Resilienz und weniger Abhängigkeiten erarbeitet. So konnte Enda Pronat sich zum Beispiel an der Erarbeitung des nationalen Landwirtschaftsprogramms im Senegal beteiligen und damit bewirken, dass zehn Prozent der nationalen Subventionen in Biodünger investiert werden.
Beide Beispiele zeigen: Wenn alle Akteur*innen an einem Strang ziehen, werden auch globale Zusammenhänge in nationale Politik einbezogen. Auch für die deutsche Bundesregierung ist „Agrarökologie die Schlüsselstrategie für den Umbau der Ernährungssysteme“, betonte Martin Hoppe vom Bundesentwicklungsministerium beim GFFA. Es braucht einen echten Green Deal – ausgerichtet an agrarökologischen Prinzipien – um Armut, Hunger und Ungleichheit zu überwinden und klimaresiliente Systeme zu schaffen. Wir sind auf die Veränderungen in der Entwicklungs- und Landwirtschaftspolitik gespannt!