Gewalt gegen Frauen beenden
In Burundi, einem Land, das durch die Bürgerkriege der jüngsten Vergangenheit stark traumatisiert ist, gehört Gewalt gegen Frauen und Mädchen in all ihren Formen und Ausprägungen zum Alltag. Unsere Partnerorganisation Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross (MIPAREC) organisierte deshalb zwei Veranstaltungen zu geschlechtsspezifischer Gewalt und der Geschlechtergerechtigkeit. Die Teilnehmer*innen erarbeiteten Strategien auf kommunaler und nationaler Ebene, um die Verantwortliche in Kommunen, Ministerien und im Parlament für diese Themen zu sensibilisieren. Eines der Anliegen war die Änderung des burundischen Erbrechts, von der Eliane F. aus Kayagoro profitierte.
Ein konkretes Beispiel: Jugendlichen alternative Wege aufzeigen
Die Einwohner*innen Burundis sind sehr jung: Ein großer Teil der Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Nur wenige von ihnen haben eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. Das macht viele anfällig für Gewalt und Radikalisierung. Daher begleitet das Projekt Jugendliche in schulischen oder außerschulischen Initiativen bei ihrer sozioökonomischen Integration und beim Capacity Building zu friedenspädagogischen Themen. MIPAREC bietet zum Beispiel Workshops zu Einkommen schaffenden Maßnahmen, gewaltfreier Konfliktbearbeitung oder Bürgerrechten an.
MIPAREC ist Teil einer starken Gender-Allianz mit 15 weiteren Organisationen, die in Burundi Advocacy-Initiativen entwickeln und umsetzen. Parallel dazu setzen sich die zwölf von MIPAREC gegründeten Friedenskomitees auf lokaler Ebene für Frauenrechte und den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt ein: Die Komitees unterstützen lokale Selbsthilfegruppen für marginalisierte oder traumatisierte Frauen. Seit kurzem gibt es Projektgemeinden, in denen Frauen neben ihren Ehemännern verpflichtend als (Mit-)Eigentümerin im Grundbuch eingetragen werden müssen. Die Komitees setzen sich dafür ein, dass geschlechtsspezifische Gewalt als Straftat verfolgt werden kann.
Grundlage für Versöhnung schaffen
MIPAREC hat landesweit über 300 Friedenskomitees aufgebaut und ausgebildet. Die Komitees vermitteln erfolgreich bei Konflikten in Gemeinden und Dörfern und bringen Täter und Opfer der Bürgerkriege in einem gewaltfreien Dialog zusammen, um das Geschehene aufzuarbeiten.
Dank der vertrauensvollen Atmosphäre und der aktiven Beteiligung der wichtigsten Akteure können die moderierten Treffen manchmal mehr bewirken als eine Gerichtsverhandlung: Täter*innen bereuen ihre Taten, erklären sich zu einem Vergleich bereit – oft verbunden mit materiellen oder immateriellen Entschädigungsleistungen – und schaffen so die Grundlage für eine Versöhnung.
Die Friedenskomitees unterstützen Schwersttraumatisierte, begleiten Selbsthilfegruppen und machen in ihrer Advocacy-Arbeit Akteur aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Zivilgesellschaft auf Missstände aufmerksam und bewegen sie zum Handeln. Mittlerweile bearbeitet MIPAREC auch andere existenzielle Konflikte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Burundi bedrohen, insbesondere Gewalt gegen Frauen und Mädchen oder Landrechtskonflikte. So haben auch junge Frauen wie Eliane F. aus Kayogoro eine Chance, ihren Weg zu gehen.