Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Deswegen ist es seit 2002 ein Menschenrecht. Für uns ist es das wichtigste Menschenrecht – denn ohne Wasser sind die anderen Menschenrechte nicht umsetzbar.
Deswegen ist Wasser auch Nachhaltigkeitsziel 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ geworden und hat zum Ziel, die Versorgung mit sauberem Wasser für alle Menschen zu sichern. Dieses Ziel ist für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, ein menschenwürdiges Leben und eine nachhaltige Entwicklung so zentral, dass es als Grundlage für alle Nachhaltigkeitsziele gesehen werden kann – wie in der Grafik zu sehen.
2015 setzte sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die bis 2030 erreicht werden sollen. Mit diesen Zielen sollen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten und ein menschenwürdiges Leben für alle ermöglicht werden. Im Gegensatz zu den Menschenrechten, für deren Einhaltung insbesondere die Staaten verantwortlich sind, richten sich die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung auch an Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Das bedeutet, dass die deutsche Regierung, aber auch wir Bürger*innen angesprochen sind, nachhaltige Entwicklung für alle sicherzustellen. Das heißt, wir alle sind gefragt!
Wasserknappheit betrifft bereits alle Kontinente
Fakt ist: Etwa jeder sechste Mensch auf der Erde ist von schwerwiegenden Wasserproblemen betroffen. Gleichzeitig steigt der weltweite Wasserbedarf, insbesondere durch den Konsum landwirtschaftlicher Güter. Schon heute nutzt die weltweite Landwirtschaft 70 Prozent aller Süßwasserressourcen. Bei der damit einhergehenden Übernutzung von Ökosystemen wird der Wasserkreislauf oft empfindlich gestört. Dessen Fähigkeit, sauberes Grundwasser oder ausreichend Niederschläge zur Verfügung zu stellen, nimmt ab.
Durch den Klimawandel wird das Problem verstärkt: Hitzeperioden und Dürren wechseln sich häufiger mit Starkregenereignissen und Überschwemmungen ab. Wasser kann dann nicht mehr allmählich versickern und die Grundwasserspiegel auffüllen, sondern schießt nach Starkregen – oft zusammen mit dem fruchtbaren Boden – in Bäche, Flüsse oder die Kanalisation. Mittlerweile betrifft das nicht nur Trockengebiete – etwa in unseren Partnerländern Kenia oder Simbabwe –, diese Entwicklung ist längst auch in Deutschland angekommen.
Wasser wird wertvoller
Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, die meisten Menschen leben von kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Sie ernähren die Welt, denn sie produzieren bis zu 70 Prozent der weltweiten Lebensmittel. Der größte Teil dieser Betriebe ist in wasserarmen Regionen angesiedelt. Wassermangel trifft diese Menschen unverhältnismäßig stark, da sie meist keine ausreichenden finanziellen Ressourcen haben, um sich Wasser über Pumpen, Brunnen oder Zukäufe zu sichern. Die Folgen sind oft Mangelernährung und Hunger, Armut und soziale Ungerechtigkeit. Zunehmender Wasserstress kann daher zukünftig der Grund für sich verstärkende wasserbezogene Konflikte, politische Instabilität und Migrationsdruck sein.
Landwirtschaft muss Wasser nachhaltig nutzen
Es braucht einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft zum Schutz unserer wichtigsten Ressource. Die Antwort kann nur ein ganzheitlicher Ansatz sein, der Lösungen bietet für die Herausforderungen im Hinblick auf Wasser, ländliche Entwicklung, klimaresistente Landwirtschaft und das Ernährungssystem. Im Kleinen gibt es diese Antworten bereits: Unsere Partnerorganisationen in Senegal und Simbabwe setzen den benötigten ganzheitlichen sozial-ökologischen Ansatz mit der Agrarökologie um. Sie bringen alle Menschen in betroffenen Gegenden an einen Tisch, um Land- und Wasserressourcen partizipativ und vorausschauend zu verwalten und integriert zu bewirtschaften.
In Deutschland bringen wir die Erfolge unserer Partnerorganisationen in umwelt- und entwicklungspolitische Netzwerke ein und setzen uns mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen gegenüber Politik und Wirtschaft für diesen Paradigmenwechsel ein.
Das ist unser Beitrag zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 6. Denn ein angemessener Zugang zu Wasser trägt zu mehr Ernährungssicherheit, Gesundheit und wirtschaftlicher Stabilität in ländlichen Gebieten bei. Das sind die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung, die Umsetzung der Menschenrechte und für Frieden in unseren Partnerländern.
Dieser Text ist im Original im Friedensmagazin des Weltfriedensdiensts, zu:wi 2/23, erschienen.