Starke Gruppen für den Frieden
Armando Mussa Sani ist einer von Hunderten Kumpuduris, die unsere langjährige Partnerorganisation „Grupo de Teatro do Oprimido“ (GTO) in Guinea-Bissau ausgebildet hat. Das Verb „kumpu“ bedeutet sowohl „aufbauen“ als auch „heilen“ und „reparieren“. „Kumpuduris di paz“ kann am besten als „Friedensstifter*innen“ übersetzt werden.
Jede*r Kumpudur gehört einer der elf Friedensgruppen des Landes an, die jeweils für ihre eigene Region zuständig sind. Lokal setzen sie friedenspädagogische Workshops um, bei denen mit Teilnehmer*innen aus allen Teilen der Gesellschaft zum Beispiel Streitigkeiten um Weide- und Ackerland gewaltfrei gelöst werden. So wird verhindert, dass Konflikte eskalieren und im schlimmsten Fall einen Flächenbrand auslösen.
Bei den letzten Wahlen waren die elf Friedensgruppen auch als unabhängige Wahlbeobachtende im Einsatz. Ein besonderer Schwerpunkt liegt derzeit auf der weiteren Stärkung des Friedensjournalismus im Land. In der Rekordzeit von nur drei Monaten entstand eine moderne Radiostation. Demnächst wird ein mobiles Ausbildungsstudio hinzukommen. In einem Land, in dem viele Menschen weder lesen noch schreiben können, ist dieses Medium enorm wichtig.
Armando Mussa Sani
Armando Mussa Sani (57) ist seit vielen Jahren Friedensaktivist im westafrikanischen Guinea-Bissau. Er ist begeistert von der Arbeit unserer Partnerorganisation GTO: „Diese Methode, dieser Austausch von Ideen und Wissen, ist ganz anders als alles, was wir hier bisher im Friedensprozess gemacht haben. Die Friedensgruppen fallen überall auf. Sie machen etwas, was es vorher nicht gab. Ihre Art, die Welt zu sehen, verändert sie selbst und verändert die Menschen um sie herum. Und am Ende verändern sie damit alles. Denn dank ihnen ist unsere Gesellschaft weniger gewalttätig.“
Theater der Unterdrückten
Eine Methode ist das „Theater der Unterdrückten“. Dabei erarbeiten die Theaterteams der Friedensgruppen ein Theaterstück zu einem aktuellen Konfliktthema und laden bis zu 60 Gäste aus allen Teilen der Gesellschaft ein. Das Themenspektrum reicht von Nachbarschaftsstreitigkeiten, Rechte von Frauen, über Landbesitzfragen bis hin zu Gewaltkonflikten. Das Publikum bringt Vorschläge zur Konfliktlösung ein, über die am Ende abgestimmt wird. So werden Problemlösungen entwickelt, die im besten Fall auch umgesetzt werden.
In Guinea-Bissau, wo die Wunden des Bürgerkriegs auch nach mehr als 20 Jahren noch nicht verheilt sind, ist diese gemeinsame Erfahrung, dass Gesetze von unten entwickelt und umgesetzt werden können, ein enorm wichtiger Schritt.
Wer wird Guinea-Bissau in Ordnung bringen?
Ein friedenspädagogisches Werkzeug von GTO: Workshop-Teilnehmer*innen blicken zunächst auf die verschlossene Kiste. Auf dem Deckel steht die Frage „Wer wird Guinea-Bissau in Ordnung bringen?“ Sobald der Deckel öffnet, erscheint das eigene Gesicht im Spiegel. Da muss auch GTO-Gründungsmitglied Elsa Maria Ramos Gomes lächeln.
Headerbild: Mit grünen Abstimmungskärtchen wird Demokratie gelebt. Foto: Jasmina Barckhausen