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Mehr Demokratie wagen: Menschen motivieren und beteiligen

Armando Mussa Sani ist Schiedsrichter bei einem ganz besonderen Fußballspiel: Männer und Frauen spielen gemeinsam in einer Mannschaft. Dabei gibt es einige Regeln, die auf die Gleichstellung der Frauen abzielen. Zum Beispiel zählt ein Tor nur, wenn eine Frau den Ball geschossen oder ihn per Pass zugespielt hat. Das Spiel ist für alle Beteiligten eine neue Erfahrung. Die Frauen sind überrascht, wie gut sich Beteiligung anfühlt, und die Männer staunen, wie schwierig es ist, Bälle zu spielen. Das Spiel ist eines von vielen friedenspädagogischen Instrumenten unserer Partnerorganisation GTO. Die Idee stammt aus Kolumbien.

Projektsteckbrief
Region:
Afrika
Schwerpunkte:
Advocacy
Friedenjournalismus
Friedenspädagogik
Konfliktbearbeitung

Starke Gruppen für den Frieden

Armando Mussa Sani ist einer von Hunderten Kumpuduris, die unsere langjährige Partnerorganisation „Grupo de Teatro do Oprimido“ (GTO) in Guinea-Bissau ausgebildet hat. Das Verb „kumpu“ bedeutet sowohl „aufbauen“ als auch „heilen“ und „reparieren“. „Kumpuduris di paz“ kann am besten als „Friedensstifter*innen“ übersetzt werden.

Jede*r Kumpudur gehört einer der elf Friedensgruppen des Landes an, die jeweils für ihre eigene Region zuständig sind. Lokal setzen sie friedenspädagogische Workshops um, bei denen mit Teilnehmer*innen aus allen Teilen der Gesellschaft zum Beispiel Streitigkeiten um Weide- und Ackerland gewaltfrei gelöst werden. So wird verhindert, dass Konflikte eskalieren und im schlimmsten Fall einen Flächenbrand auslösen.

Bei den letzten Wahlen waren die elf Friedensgruppen auch als unabhängige Wahlbeobachtende im Einsatz. Ein besonderer Schwerpunkt liegt derzeit auf der weiteren Stärkung des Friedensjournalismus im Land. In der Rekordzeit von nur drei Monaten entstand eine moderne Radiostation. Demnächst wird ein mobiles Ausbildungsstudio hinzukommen. In einem Land, in dem viele Menschen weder lesen noch schreiben können, ist dieses Medium enorm wichtig.

Gelebte Demokratie von unten. Foto: Jasmina Barckhausen
Friedensaktivist

Armando Mussa Sani

Armando Mussa Sani (57) ist seit vielen Jahren Friedensaktivist im westafrikanischen Guinea-Bissau. Er ist begeistert von der Arbeit unserer Partnerorganisation GTO: „Diese Methode, dieser Austausch von Ideen und Wissen, ist ganz anders als alles, was wir hier bisher im Friedensprozess gemacht haben. Die Friedensgruppen fallen überall auf. Sie machen etwas, was es vorher nicht gab. Ihre Art, die Welt zu sehen, verändert sie selbst und verändert die Menschen um sie herum. Und am Ende verändern sie damit alles. Denn dank ihnen ist unsere Gesellschaft weniger gewalttätig.“

Armando Mussa Sani, Friedensaktivist in Guinea-Bissau. Foto: Jasmina Barckhausen
Amilcar Cabral, Befreiungskämpfer und Gründer der Nation, wirbt als Riesenmarionette für Demokratie in Guinea-Bissau. Foto: Jasmina Barckhausen
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Theater der Unterdrückten

Eine Methode ist das „Theater der Unterdrückten“. Dabei erarbeiten die Theaterteams der Friedensgruppen ein Theaterstück zu einem aktuellen Konfliktthema und laden bis zu 60 Gäste aus allen Teilen der Gesellschaft ein. Das Themenspektrum reicht von Nachbarschaftsstreitigkeiten, Rechte von Frauen, über Landbesitzfragen bis hin zu Gewaltkonflikten. Das Publikum bringt Vorschläge zur Konfliktlösung ein, über die am Ende abgestimmt wird. So werden Problemlösungen entwickelt, die im besten Fall auch umgesetzt werden.

In Guinea-Bissau, wo die Wunden des Bürgerkriegs auch nach mehr als 20 Jahren noch nicht verheilt sind, ist diese gemeinsame Erfahrung, dass Gesetze von unten entwickelt und umgesetzt werden können, ein enorm wichtiger Schritt.

Workshops

Wer wird Guinea-Bissau in Ordnung bringen?

Ein friedenspädagogisches Werkzeug von GTO: Workshop-Teilnehmer*innen blicken zunächst auf die verschlossene Kiste. Auf dem Deckel steht die Frage „Wer wird Guinea-Bissau in Ordnung bringen?“ Sobald der Deckel öffnet, erscheint das eigene Gesicht im Spiegel. Da muss auch GTO-Gründungsmitglied Elsa Maria Ramos Gomes lächeln.

Michaela Balke
Programmkoordinatorin Burundi, Guinea, Guinea-Bissau

Headerbild: Mit grünen Abstimmungskärtchen wird Demokratie gelebt. Foto: Jasmina Barckhausen