Boden als CO2-Speicher
Regenerative Landwirtschaft zur Überwindung der Klimakrise

In der vergangenen Woche veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) einen Sonderbericht über die Wechselwirkungen zwischen globaler Klimakrise und weltweiter Landwirtschaft. Die AutorInnen plädieren unter anderem für Ansätze regenerierender Landwirschaft, um unsere Erdböden als größte CO2-Speicher der Welt wieder in Wert zu setzen. Die damit zusammenhängenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragestellungen werden derzeit auch in den lokalen Projekten des Weltfriedensdienst bearbeitet.

Der Klimawandel zeigt bereits verheerende Auswirkungen: gewaltige Stürme, monsunartige Regenfälle, ausgeprägte Dürreperioden. Eine sofortige Reduktion der CO2-Emissionen um 8-10% pro Jahr wäre nötig, um die Erderwärmung auf die anvisierten zwei Grad Celsius zu begrenzen und den Klimawandel zu bremsen. Effizientere Technologien und saubere Energie können die Emissionen lediglich um 4% im Jahr verringern. Können wir die 2-Grad-Grenze überhaupt noch einhalten? Großes und bisher wenig beachtetes Potential bietet eine natürliche Ressource der Erde: Der Erdboden ist, nach den Ozeanen, das zweitgrößte Kohlenstoff-Reservoir unseres Planeten.

Durch Abholzung und industriellen Ackerbau sind jedoch bereits 40% des Erdbodens degradiert, sodass er weniger oder keinen Kohlenstoff mehr binden kann. Dieser große CO2-Speicher entlässt damit enorme Mengen CO2 in die Atmosphäre. Durch die Regenerierung des Bodens wäre es möglich, seine Kohlenstoff-Speicherkapazität wiederherzustellen, sodass er aktiv CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und die globalen Emissionen reduzieren könnte.

Wissenschaftliche Studien dazu sind vielversprechend: Das renommierte Science-Magazin geht von einer Aufnahmekapazität von 15% der globalen CO2-Emissionen durch regenerative Formen der Bewirtschaftung aus. Das Rodale Institute in Pennsylvania spricht sogar von 100%, wenn regenerative Techniken nicht nur auf Ackerland, sondern auch auf die Böden des globalen Graslands angewendet werden. Sie machen ein Drittel der weltweiten Landfläche aus und liegen überwiegend in Trockengebieten.

Durch Überweidung des Graslands vermindert sich die natürliche CO2-Speicherkapazität des Bodens. Das vollständige Abgrasen der Vegetation durch domestizierte Herden zerstört die fruchtbare, CO2-speichernde Humusschicht. Die Herden werden oft an einem Ort gehalten. Ohne ein strenges Management der Weiden überbeanspruchen sie so die Böden. Wildherden hingegen sind regelrechte Landschaftspfleger, weil sie nach dem Grasen weiterziehen und die Böden ausreichend Zeit haben sich zu regenerieren.

Für ein nachhaltiges gemeinschaftliches Weidemanagement setzt sich die kleinbäuerliche Selbsthilfeinitiative TSURO gemeinsam mit dem Weltfriedensdienst in Simbabwe ein. Die BesitzerInnen legen ihre Tiere zu größeren Herden zusammen und ziehen nach gemeinsam festgelegten und überwachten Regeln von Weide zu Weide. Die Rinder lockern und düngen den Grund und grasen ihn im richtigen Maß ab. So geben sie der Weide die notwendige Erholungszeit. Damit stellen sie das Ökosystem des Graslandes und dessen Funktion als CO2-Speicher wieder her. Jährlich können so in Abhängigkeit vom Klima eine bis mehrere Tonnen CO2/ha aus der Atmosphäre aufgenommen werden. Ein Hoffnungsschimmer auf dem Weg zur 2-Grad-Grenze.